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Donnerstag, 2. Januar 2014

Konsum und solche Dinge

In letzter Zeit begegneten mir immer wieder die Themen Konsum, Besitz, Habgier usw. Einige Videoblogger hatten sich überlegt, drei Monate eine Shoppingdiät zu machen und jeden Monat nur ein Teil (Klamotten) zu kaufen. Hier ist eines der Eingangsvideos. Ich muss aber gestehen, dass das Video über ihren ausgemisteten Kleiderschrank das Ganze in meinen Augen etwas … wie soll ich das sagen, ohne dass es herablassend klingt? … scheinheilig aussehen lässt. Mein erster Gedanke war: „Wenn ich so viele Klamotten hätte, bräuchte ich (mindestens) drei Monate lang gar nichts mehr zu kaufen!“. Aber realistisch betrachtet ist ja egal wie viel man schon hat. Es geht ja darum, seine eigenes „immer mehr haben wollen“ zu bezwingen. Und das ist unabhängig von der Ausgangslage. Oder ist es sogar stärker, je mehr man sowieso schon hat? Kommt mir manchmal so vor. Sie hat beobachtet, dass sie viel bewusster darüber nachgedacht hat, was sie wirklich braucht. Ein weiterer Trick soll wohl auch sein, alles was man meint unbedingt haben zu wollen, mindestens 30 Tage zu schieben. Wenn man es dann immer noch haben will, dann ist es halt so. Ich müsste bei einigen Dingen die Spanne erhöhen, weil bei mir der „Rausch“ länger anhält. Ich bin furchtbar anfällig für Impulskäufe, die sich aber in 80% der Fälle als Fehler heraus stellen.

Dann gab es noch eine Reihe auf einsfestival, die ich sehr interessant fand. Sie hieß „Gewissensbisse“ und drehte sich um die 7 Todsünden und welche Bedeutung sie heute noch haben. Sie sind im Moment noch in der Mediathek. Da hat mich auch wieder die Folge mit der Habgier sehr zum Nachdenken gebracht. Beeindruckend fand ich den Typ, der in Geldstreik getreten ist und von den Abfallprodukten der Gesellschaft lebt, von denen es erschreckend viele gibt. Teilweise versuche ich mich auch daran und kaufe möglichst viel Second Hand. Aber immer kriege ich es nicht hin. Ich finde es einfach doof, wenn für mich neu produziert werden muss, obwohl eigentlich noch Unmengen im Umlauf sind. Das ist doch bescheuert. Und es ist ja nicht mal so, dass das dann alles viel schlechter ist. Ein Buch kann ich doch auch lesen, wenn es schon jemand anderes gelesen hat. Wenn man sich die schicke Sammlerausgabe ins Regal stellen will, ist das natürlich was anderes, aber wenn es nur um den Inhalt geht, brauche ich doch nicht (dauerhaft) zu besitzen. Bei vielen Klamotten ist es mir ebenfalls egal, ob das schon mal jemand an gehabt hat. Es ist ja gewaschen. Was soll passieren? Werde mich sicher nicht mit Aidskrebs anstecken. Aber irgendwie kommt dann doch manchmal das Gefühl, dass ich etwas Neues haben will. Als ob es einen größeren Wert hätte. Als ob es gar nicht um die Funktion, den Nutzen der Sache ankommt, die man haben will, sondern auf das Erbeuten einer Sache, die vorher kein anderer hatte. Ich muss aber dazu sagen, dass ich nicht gerne sammle und sehr gegen meine Sammeltendenzen angehe. In einigen Bereichen erlaube ich sie mir (bei Enten zum Beispiel ;-)) aber allgemein möchte ich nicht sinnlos sammeln. Darum bin ich auch Büchereileser. Ich versuche mir Bücher nur dann zu kaufen, wenn ich sie mehr als ein Mal lesen werde. Leihe sie mir also meist erst von irgendwo und kaufe sie mir bei Bedarf später. Geht aber leider nicht immer.


Dazu kommt noch die langsam wieder aufkeimende Lust auszumisten, die sich bei mir immer vor Umzügen einstellt. Und natürlich auch das Sparen für das Haus und die anstehenden Renovierungsarbeiten. Dadurch frage ich mich jetzt auch bei vielen Dingen die ich haben will „Muss das sein?“. Ich empfinde dieses permanente „Haben wollen“ in letzter Zeit oft als Belastung. Ich mag es nicht, immer etwas zu wollen. Vielleicht auch neidisch zu sein, weil andere etwas haben. Ich finde nicht, dass es eine Bereicherung ist, mir eigentlich vieles leisten zu können. Es fühlt sich eher so an, als ob die Dinge meinen Alltag zu müllen. Egal ob sie schon da, also gekauft sind, oder nicht. Sie haben in meinen Augen eine zu große Präsenz und vergeuden Zeit, Geld und Platz. Was ist an den Dingen so großartig, dass ich ihnen einen so großen Platz in meinem Leben einräume? Was geben sie mir, dass ich meine, so viele meiner Gedanken an sie abzutreten? Klar, manchmal frage ich mich auch, warum ich mich künstlich beschränken sollte und nicht einfach genieße. Aber ich möchte wissen, dass es geht. Dass ich nicht kaufen muss (Lebensmittel und solche Dinge ausgenommen). Als ob man hin und wieder mal gar keinen Alkohol mehr trinkt, nix Süßes mehr isst, nur um zu schauen, ob man auch noch ohne kann. Ob man noch konsumiert, oder im Grunde schon konsumiert wird. Und ob ich tatsächlich genieße, wenn ich einfach unreflektiert kaufe, das wage ich zu bezweifeln. Für mich hat das nichts mit Genuss zu tun, denn Genuss ist etwas sehr Bewusstes. Gerade wenn ich wenig Zeit habe, kaufe ich mir Entspannung. Geht schön schnell und ist unkompliziert. Bravo. Je mehr ich das tue, desto leerer kommt mir mein Alltag vor. Denn meist erinnere ich mich im Rückblick an schöne Erlebnisse und nicht an Dinge, die ich gekauft habe. Bei allen unnützen Käufen hält die Freude eh nicht lange an. Eine Woche später und der ganze Kram ist normal und langweilig geworden. Ein Jahr später überlege ich, ob ich es verschenke, verkaufe, wegschmeiße, weil es mir den Platz wegnimmt. Ich merke dass immer nach dem Ausmisten. Je leerer ein Raum ist, desto mehr Lust habe ich etwas zu tun. Vor allem etwas Produktives, Schaffendes, Aktives und nicht nur rum zu sitzen und passiv auf Fernseher oder Monitor zu starren. Platz und „Dinglosigkeit“ sind für mich wie eine Befreiung. Es schafft auch in meinem Kopf Platz. Ich mag es, wenn irgendwo etwas steht oder liegt, weil ich möchte, dass es sich dort befindet. Weil ich möchte, dass ich es habe. Nicht weil ich nicht weiß wohin damit und eigentlich auch gar nichts damit anfangen kann, es vielleicht seit mehreren Jahren nicht mehr wirklich benutzt habe. Davon habe ich noch ne ganze Menge. Aber der letzte Umzug hat das Ganze schon sehr dezimiert und dieser wird noch mehr dazu beitragen. Ich werde nur wenig wegschmeißen, denn das Meiste ist noch gut. Bücher setze ich bei Tauschticket rein oder gebe sie an die Tafel. Bei Klamotten muss ich schauen. Da kommt in mir ein bisschen der Geizhals durch. Schließlich habe ich Geld dafür bezahlt. Daher könnte es sein, dass ich versuche sie zu verkaufen. Oder sie landen ebenfalls bei der Tafel. Mal schauen. Viele der Bücher habe ich eh nur für ein paar Euro gebraucht gekauft, daher tut es nicht so weh sie einfach weg zu geben. Hm, oder ich bringe den ganzen Kram zur nächsten Pampa mit und verschenke ihn dort ... auch ne Möglichkeit.

Montag, 5. März 2012

Letzte Male...




... gibt es derzeit viele. Meist tun sie weh. Das letzte Mal gerade so eben die Bahn um kurz nach halb kriegen. Das letzte Mal in einem bestimmten Laden einkaufen, oder eine bestimmte Straße entlang gehen. Das letzte Mal von W. gefragt werden, was ich heute machen möchte. Es gab auch eher schöne letzte Male. Dinge, die ich nicht gerne getan habe und nun nicht mehr machen muss. Aber selbst die fühlten sich traurig an. Gewohnheit schafft Geborgenheit. So ist das wohl, wenn man in eine neue Stadt zieht und dann einen neuen Job hat. Ich bin schon oft umgezogen, aber das war meist für eine schon vorher bekannte Zeitspanne. Außerdem habe ich hier nun 7 Jahre lang gewohnt und gearbeitet und bin hier in der Gegend aufgewachsen. Ich freue mich auf alles was kommt. Freue mich auf die vielen ersten Male, die die Plätze der letzten Male einnehmen werden. Aber die Zeit vor dem Umzug (es sind jetzt noch 2 1/2 Wochen, wobei ich nur noch 2 Wochen arbeite) ist schon hart. Ich bin hier nicht mehr richtig, aber dort auch noch nicht. Hänge zwischen den Stühlen und anstatt meine Zeit sinnvoll zu nutzen, knalle ich in jeder freien Minute Zombies ab (plants vs zombies). So sehr ich hier alles vermissen werde, ich freue mich einfach, wenn es vorbei ist. Diese Übergangszeit ist nahezu unerträglich. Was dabei immer gut hilft sind Dinge, die ich schon lange kenne und die auch noch in den nächsten Jahren so sein werden. Bücher lesen, die man auswendig kennt. Computerspiele zum 15. Mal durchspielen. Musik hören, die man schon vor 10 Jahren gehört hat. Essen. Ja, essen ist da auch ein gutes Heilmittel. Essen ist bekannt, beständig und angenehm. Naja, also gerade nicht, aber so im Allgemeinen. Ich habe von der Zahngeschichte immer noch Schmerzen und zu allem Überfluss hat sich aus bisher ungeklärten Gründen meine Zungenspitze entzündet. Ich habe die Mundspülung in Verdacht. Von den netten Nachwirkungen des Antibiotikums will ich gar nicht reden. Aber wir haben schon 18 Kisten gepackt! Booyah!

Dienstag, 11. Oktober 2011

Aus neu mach alt

Gestern habe ich erfahren, dass es Jeans gibt, die wie neu aussehen, nach dem ersten Waschen aber sofort mindestens 20 Jahre altern. Und ich hielt es schon für seltsam, dass man für abgegrabbelte, abgeschabte und zerrissene Jeans horrende Preise zahlt. Von der Mode, aller Welt seinen Hintern zu präsentieren, indem der Hosenbund nun dort sitzt, wo in jedem Western der Pistolengürtel hängt, will ich gar nicht sprechen. Es gibt übrigens auch schon fertig zerschrammten Parkettboden zu kaufen, der natürlich teurer als der Heile ist. Vielleicht ist das eine Lücke im Dienstleistungssektor. "20köpfige, leistungsstarke Stepptanzgruppe ruiniert ihnen für schlappe 50 € den Quadratmeter den Parkettboden in nur einer Stunde! Greifen Sie jetzt zu!" Besonders kurios finde ich aber, das dies in einer Gesellschaft passiert, die Jugend für das höchste Gut hält. Eine Gesellschaft, in der man auch mit 70 noch eine Gesichtshaut wie ein Babypopo haben sollte. Alter ist in, aber nur bei den Gegenständen um uns herum. Und da auch nicht immer, denn ein altes Handy geht ja mal gar nicht!

Nunja, ich werde auch weiterhin die Läden nach ungebrauchten Jeans durchforsten und meine Unterwäsche verhüllen.

Donnerstag, 18. August 2011

Als ich ein Kind war ...

... baute ich mir kleine, perfekte Momente in denen ich mir Gutes tat, meine Seele streichelte und mir für einen Augenblick eine rosaflauschige Welt erschuf. Ich zelebrierte, ich ritualisierte und steckte viel Arbeit in die Vorbereitungen, um ein paar Minuten Vollkommenheit zu erleben. Tauchte ein in mein Tun, alles noch so Alltägliche wurde zum Erlebnis. Einfach so. Weil etwas in mir wusste, dass ich es gerade brauchte.



Ich hatte es mit den Jahren verlernt.



Jetzt hole ich es mir wieder.


Samstag, 21. Mai 2011

Die eierlegende Wollmilchsau

Ich wollte einen Blogeintrag darüber schreiben, wie eine ganz bestimmte Aussage oder Annahme mein Leben beeinflusst und bin während des Schreibens zu einer Erkenntnis gekommen. Beim Sprechen über etwas ist mir das schon oft passiert. Ich habe es formuliert und plötzlich zeigte sich mir wie von selbst die Antwort. Aber beim Schreiben? Bisher nicht. Ich wollte darüber schreiben, dass heute in Filmen, Romanen aber auch Ratgebern oft eine ganz bestimmte Botschaft vermittelt wird: Jeder hat ein Ziel, einen Traum und wenn man sich nur genug anstrengt, kann man diesen erreichen. Sehr amerikanisch. Ich wollte mich darüber auslassen, dass dieser Gedanke manchen auch schaden kann, weil sie sich unter Druck setzen. Ich behauptete von mir, keine Ziele, keinen Traum zu haben. Nichts, wofür ich alles tun würde, wofür ich kämpfen würde. Doch ich denke schon, dass jeder ein Ziel hat. Vielleicht ist es nicht immer so heroisch oder atemberaubend, wie im Film, aber es ist da. Ich denke, dass viele es nicht sehen, oder vielleicht sogar nicht sehen wollen, weil es unbequem ist und nicht in ihren Lebensplan passt. Vielleicht geht es sogar gegen einige Überzeugungen, die sie glauben zu haben. So ist es bei mir. Ich meinte immer, dass da etwas sein müsste. Etwas Großes vielleicht oder etwas Wichtiges. Ich meinte, mein Ziel müsste ein Etwas sein. Ein Ziel, mit einem Namen. Ich möchte Musiker werden! oder Ich möchte Mutter werden! oder Ich möchte den Berg XY besteigen! Ein Ziel. Blick drauf. Und los! So muss es doch bei mir auch sein. Ich will doch sicher etwas erreichen. Einen Gipfel. Eine Sache. Einen Punkt ... Irrtum. Ich möchte alles.


Ich will alles mal geschmeckt, alles mal gefühlt und alles mal gesehen haben. Ich will alles mal ausprobiert, alles mal gewusst und alles mal vergessen haben. Ich will alles mal gehört, alles mal gesagt und alles mal getan haben. Ich will nicht Meister in etwas werden. Nicht Profi in etwas sein, auch wenn das heute "in" ist und ich lange glaubte, es gehört sich so, sich für eines zu entscheiden. Aber das bin ich nicht. Ich will probieren, experimentieren, stümpern, basteln, versuchen und .... und wieder aufhören, um was Neues anzufangen. Es gibt Konstanten. Es gibt Dinge, die mich immer wieder anziehen. Die Musik zum Beispiel. Tanzen zum Beispiel. Aber auch hier gibt es tausend Spielarten, die ausprobiert werden wollen. Immer nur Alt singen? Immer nur Walzer tanzen? Neee!


Mein Problem dabei ist nur, dass ich alles sofort möchte. Wenn ich etwas tue, bin ich im Geiste oft mehr bei den vielen Dingen, die ich jetzt nicht tue. Um all das leben zu können, was ich gerne tun möchte, bräuchte ich mehrere Leben. Ein großes Vorbild ist für mich in dieser Hinsicht Bud Spencer alias Carlo Pedersoli (Lest seine Autobiographie! Es lohnt sich!). Er hat alles mal gemacht, aber nichts wirklich als Profi. Er ist geschwommen, hat aber nie mit so viel Akribie geübt, dass er es wirklich zu einem Profi gebracht hat (obwohl allein das Mitmachen bei den Olympischen Spielen für mich schon profihaft genug ist). Er hat Musik gemacht, komponiert, konnte aber keine Note und kein Instrument. Er hat unzählige Filme gedreht, hat es aber nie zu einem echten Schauspieler gebracht, weil er im Grunde immer nur sich selber spielte (was ich aber absolut nicht schlimm finde). Er ist Pilot, allerdings nur für kleine Maschinen. Er ist Vater und Ehemann. Er hat in Rom, Argentinien und im Amazonasgebiet die verschiedensten Jobs gemacht, ohne einen davon wirklich gelernt zu haben. Er hat in vielen Filmen so etwas wie Englisch gesprochen, wusste aber im Grunde gar nicht, was er da sagte (er kann einfach gut auswendig lernen). Er hat einfach alles gemacht, weil er sich unglaublich schnell in Dinge reinfuxen kann, ohne sie jemals gelernt zu haben. Er beherrscht sie gerade so weit, dass er damit arbeiten kann. Er hatte auch einfach keine Lust, sich näher damit zu beschäftigen. Es ging doch auch so. Vielleicht kann ich mir davon eine Scheibe abschneiden, auch wenn ich fürchte, dass man dafür den unerschütterlichen Optimismus eines Neapolitaners braucht.

Sonntag, 3. April 2011

Wie war das wohl ...

Mir sind wieder komische Gedanken durch den Kopf gegeistert. Heute sind ja viele unzufrieden mit ihrem Job. Die einen fühlen sich unterfordert/überfordert, die anderen unterbezahlt oder alles auf einmal. Nun ist es ja so, dass man heute die Wahl zwischen Arbeiten hat, die eher mit dem Kopf, mit den Händen oder einer Kombination aus beidem ausgeführt werden. Aber wie war das damals? Da hatte ja nicht jeder die Möglichkeit, einen akademischen, eher kopflastigen Beruf zu ergreifen. Waren die Menschen einfacher gestrickt, so dass weniger überhaupt in der Lage waren, hochtrabend wissenschaftlich oder anderweitig zu arbeiten, oder haben sie einfach nicht so viel drüber nachgedacht? Wenn also der Sohn des Müllers ein totaler Intelligenzbolzen war, zwei linke Hände hatte, aber theoretisch die Dichte von Mehl bestimmen konnte, wurde er wahrscheinlich trotzdem Müller und war damit vielleicht unglücklich, wusste aber nicht, dass er für Gehirnakrobatik geschaffen war. Das war ja weniger verbreitet. Oder nicht? Ich meine, nur weil die potentiellen Akademiker nicht gefördert wurden, bleiben sie ja trotzdem potentielle Akademiker. Das muss doch irrsinnig frustrierend gewesen sein. Gibt es ja heute auch noch, aber früher war der Zugang zu Bildung ja noch schwieriger. Hm...

Donnerstag, 13. Januar 2011

Alles Menschen

Ich neige dazu, viele Menschen als gottgleiche Lebenskünstler zu sehen. Ich sehe ihre Taten, ihre Art und Weise, den kleinen Fitzel ihres Lebens, der sich mir zeigt und schlussfolgere: Bei dem/der läuft alles wie am Schnürchen. Der/Die hat zwar sicher auch Probleme (so weltfremd bin ich ja nun auch wieder nicht), aber die meistert er/sie auf gar wunderbare Weise. Ich sehe die Person vor meinem inneren Auge, wie sie mit vor Selbstsicherheit triefendem Schritt durch die Unbilden des Lebens schreitet, wogegen ich wie ein geistig Verwirrter vorwärts taumle, ohne recht zu wissen, wohin ich eigentlich gehe, oder wohin ich überhaupt will. Heute habe ich erfahren, dass ein sehr beeindruckender, begabter und intelligenter Mensch seine Job kündigt und weg geht. In diesem Zuge sprudelten aus dem gesamten Umfeld plötzlich Offenbarungen hervor. Ganz so, als hätte sie einen Nerv getroffen, der die anderen daran erinnert hat, dass sie keine Maschinen sind, sondern fühlende und denkende Menschen. Ich habe von Schwächen erfahren, von Ängsten und von Wünschen. Menschen, die ich für Kolosse hielt, für Eisbrecher, die sich nie unterkriegen lassen und genau wissen, was sie wollen, wurden klein und verletzbar. Sie wurden zu Menschen. Sie erzählten aus dem Teil ihres Lebens, den ich für nicht existent hielt. Den es ja nur bei mir gibt. Dem Teil, der versteckt wird, weil er einen zum Menschen degradiert und den gottgleichen Lebenskünstler tötet.

Dienstag, 23. November 2010

Zeitungsinspiration

Die heutige Zisch-Seite in der HAZ hat mich ein wenig nachdenklich gemacht. Es ging um die Errungenschaften der heutigen Technik. Ich mag all diese Dinge und finde sie auch ziemlich praktisch, aber durch die Artikel habe ich wieder bemerkt, dass sie mir manchmal auch zu viel sind. Ich kann mich z.B. noch an den ein oder anderen Laden, ein Café und auch ein paar schöne Straßen und Parks erinnern, die ich nur gefunden habe, weil ich mich verlaufen hab. Hätte ich damals ein Navi gehabt, wäre ich nicht vom Weg abgekommen und um einige schöne Erfahrungen ärmer. Ich mag es, auch mal suchen zu müssen. Mich orientieren zu müssen. Wenn man immer alles vorgegeben kriegt, wird eine neue Stadt, ein neuer Weg irgendwie langweilig. Und ich habe das Gefühl zu verdummen. Besonders wenn man Zeit hat, wenn es nicht drauf ankommt möglichst schnell ein Ziel zu erreichen, mag ich das Suchen, das Ausprobieren, das planlose Umherlaufen. Man entdeckt auf diese Weise viel mehr, als wenn man nur möglichst effektiv von A nach B zu kommen versucht. Wenn es mir wirklich nur darum geht, schnell irgendwo hin zu kommen, nutze ich das Navi natürlich gerne.

Thema Facebook. Man kann dort wohl sogar Teilnehmerlisten von Partys anschauen (nein, das wusste ich nicht) und sich im Vorfeld über die Menschen informieren. Dann findet man gezielt passende Gesprächsthemen, weil man schon seine Lieblingsband kennt, ihre Hobbys und vom Nächsten die bevorzugten Urlaubsziele. Wunderbar. Und dann? Ich will mich doch eigentlich mit Menschen unterhalten, um mehr über sie zu erfahren. Wenn ich schon alle geeigneten Einstiegsthemen über Facebook abgedeckt habe, wo bleibt dann der Spaß? Das wäre ja so, als würde ich ein Geschenk öffnen, von dem ich schon den Inhalt kenne. Ist doch langweilig.

Thema Smartphone. Eine Party, alle hocken irgendwo in der Küche (wo sonst?) und unterhalten sich. Es wird über den Erfinder des Radios spekuliert. Jeder hat eine anderen Tipp. Durch diesen Ansatz geht das Gespräch über Erfindungen und Errungenschaften weiter und es wird überlegt, was man im Leben unbedingt gemacht haben muss. Alle sind mit Begeisterung dabei. Die Frage, wer nun der Erfinder des Radios war, ist längst nicht mehr interessant. Doch einer der Gruppe hat ein Smartphone und ruft mitten ins Gespräch „Es war Tesla!“ gefolgt von einer Erläuterung, wann und wo er es erfunden hat. Genervte Blicke. Die Unterhaltung ist tot. Danke dafür. Auch hier ist es mir lieber, Dinge im Unklaren zu lassen. Einfach zu spekulieren und es dann liegen zu lassen und weiter zu reden, wenn einem danach ist. Oft ist es einfach nicht wichtig, genaue Fakten zu kennen. Was hat der Gruppe diese Information gebracht? Ich meine von einem jähen Ende des Gesprächs einmal abgesehen. Nix. Es war einfach egal. Es war zu dem Zeitpunkt schon längst vergessen. Und das nachträgliche einwerfen von Fakten, die zu einem Gesprächsteil gehören, der schon vorbei ist, wirkt für mich einfach nur störend auf die Unterhaltung.

Es gibt viele „Blüten“ der heutigen Möglichkeiten, die ich nicht mag. Die ich störend finde, die mir etwas weg nehmen. Ich bin nicht gegen das alles. Ich möchte aufs Navi nicht mehr verzichten, genauso wenig wie auf viele andere nützliche Dinge wie Google Maps/Street View und mein Handy. Aber ich wäre für eine angenehmere Dosierung des Ganzen.

Freitag, 12. November 2010

Das Bild der Welt

Menschen reagieren auf ihre Abbildung der Realität,
nicht auf die Realität selbst.
Es ist niemals die Welt, die reduziert ist,
es ist unsere Wahrnehmung.

Hier drin steckt eine Grundannahme des NLP. Ich finde es sehr passend formuliert. Zuerst fand ich es sehr erschreckend. Bin ich wirklich so eingeschränkt? Geradezu engstirnig? Beim zweiten Lesen kam es mir aber gar nicht mehr so schlimm vor. Es ist doch auch etwas Schönes, ein eigenes Bild von der Welt zu haben. Naja, zumindest wenn es ein einigermaßen positives Bild ist. In meinem Fall trifft das leider nicht immer zu. Ich bewerte Dinge oft zu negativ, habe negative Vorannahmen und sehe Dinge deutlich dramatischer, als sie es überhaupt wert sind. Aber es beruhigt, dass die Welt im Grunde unabhängig von meinen Meinungen existiert. Sie ist weder gut, noch schlecht. Sie ist einfach. Das versuche ich dann bei Gelegenheit mal zu verinnerlichen.

Mittwoch, 10. November 2010

Lernprozess

Autobiographie in fünf Kapiteln
Nyoshul Kehnpos

1.
Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren … ich bin ohne Hoffnung.

Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sehe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange herauszukommen.

3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.

4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5.
Ich gehe eine andere Straße.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Der Stress mit dem Neuen

Eigentlich bin ich eher der ängstliche, vorsichtige Typ. Aber vielleicht gerade deswegen, bin ich trotzdem ein beinahe fanatischer Ausprobierer. Es ist neu? Ich kenne es nicht? Ich muss es versuchen. Und damit meine ich weniger diese Macke einiger, die immer das Neuste, das Schönste, das Tollste brauchen. Das "neu" heißt meist eher "neu für mich". Supermärkte anderer Gegenden, anderer Länder. Generell durch Läden bummeln, in denen ich noch nicht war, ist ein Traum. Fremde Städte oder Wanderwege erkunden. Neue Kulturen kennen lernen. Neue Lebensmittel ausprobieren. Und eine ganz große Leidenschaft: Neue Hobbys. Ich halte keines davon lange durch, weil es ja dann nicht mehr neu ist. Es will nur ausprobiert werden. Gut, es gibt welche, die ich schon länger durchhalte, aber die kann ich an einer Hand abzählen. Im Moment jedoch kann ich mich vor Ideen nicht retten, was ganz wunderbar zu meinem akuten Zeitmangel passt. Hng. Aber alles schön der Reihe nach. Nähen werfe ich immer mal wieder ein. Es ist immer präsent und ich setzte eine Sache dann gerne mal in einer mehrstündigen bis mehrtägigen Aktion um. Meine beiden anderen Ideen müssen erst noch reifen. Es muss jetzt das Internet durchforstet werden, die Bibliothek geplündert und Amazon bemüht werden. Obwohl ich Letzteres meist nur im Notfall mache. Schließlich kenne ich mich. Die Bücher würden eh irgendwann überflüssig werden. Naja, ich kann ja vielleicht auch Kreativbücher ins nächste Bücherpaket tun. Ob aus den derzeitigen Ideen überhaupt was wird, seht ihr in der nächsten Maus bzw. Ente. Gut, vielleicht auch in der Übernächsten.

Freitag, 1. Oktober 2010

Kopfcomics

Ich habe als Kind viele Zeichentrickserein und Filme geschaut und die gesamte "Tim und Struppi"-Reihe dermaßen oft gelesen, dass ich sie auswendig kenne. Ansonsten war da aber nur ab und zu mal was. Ich würde mich jetzt nicht als Comic-Junkie bezeichnen, auch wenn ich gerade auf einem guten Weg dort hin bin. Trotzdem ist es aber so, dass in meinem Kopf ständig Comics auftauchen. Wenn ich mir Szenen vorstelle, mein Kopfkino sich einschaltet, passiert das meist in Comicform und auf eine ziemlich witzige Art, die an die Tiny Toons erinnert, obwohl ich die fast nie gesehen habe. In solchen Momenten bedaure ich es ein wenig, dass ich keine Comics zeichnen kann. Vielleicht sollte ich mir mal einen Kurs suchen. Da sind so viele Bilder in meinem Kopf und auch so viele Ideen. Aber ich kann sie nicht raus kriegen. Leider waren meine bisherigen Zeichenversuche mehr als kläglich, doch vielleicht kann man das ja durch Technik ausgleichen. Wäre schön.

Dienstag, 21. September 2010

Zivilisationen

Am Sonntag hatten wir in eine Doku rein geschaltet, die von den Lebensumständen anderer Menschen berichtete. Sie hatten teilweise nur sporadisch oder gar keinen Strom. Leben in kleinen Hütten. Solche Dinge eben. Mein erster Gedanke war: oh die Armen. Ist schon übel, wie groß die Unterschiede in den Lebensbedingungen auf der Welt sind. Mein zweiter Gedanke war, dass das doch ein ziemlich engstirniger und überheblicher Gedanke war. Klar, wer in Armut lebt, droht zu verhungern oder zu verdursten, der ist wirklich arm dran. Aber wer gibt mir das Recht, über die Lebensumstände anderer Menschen zu urteilen? Nur weil sie nicht so leben, wie ich oder wie sonst jemand hier, bedeutet dass doch nicht, dass sie zu bedauern sind. Ich habe mich dann gefragt, ob Fortschritt und die Errungenschaften der "Zivilisation" ohne Einschränkungen für gut gehalten werden können. Ja, sich weiter zu entwickeln finde ich jetzt erst mal nicht übel. Aber ist es schlimm, dass es Völker gibt, die noch so leben wie vor hunderten oder tausenden von Jahren? Hat es denen per se schlecht zu gehen, nur weil sie keine Handy haben, keinen Strom und/oder kein Auto? Was gibt uns das Recht, ihnen unsere Errungenschaften aufzuschwatzen und sie nicht ihre eigenen Entwicklungen durch machen zu lassen? Oft will man helfen. Oft ist es der Gedanke, etwas Gutes zu tun. Aber ich finde es schwer abzuschätzen, in welchen Fällen man mehr schadet als nützt. Manchmal kommen mir die Menschen aus den Industrieländern so hochnäsig vor, weil sie meinen, allein ihre Art zu leben, wäre die Richtige. Völker, die nicht auf ihrem Stand der Technik sind, gelten als primitiv. Dabei könnte so manches Land, das sich selber für unglaublich toll hält, noch einiges von ihnen lernen. Denn die angeblich so Primitiven beuten ihre Umgebung nicht aus. Ihnen ist klar, dass sie ohne sie nicht überleben können. Die zivilisierten Länder leben, als würden sie die Erde nicht brauchen. Als kämen sie auch ohne klar. Ich neige auch dazu, unsere Lebensweise als gut anzusehen, aber manchmal denke ich drüber nach, z.B. wenn ich solche Filme sehe.

Dienstag, 3. August 2010

Will ich nicht wissen

Ich weiß, das Thema hatte ich schon, aber es beschäftigt mich im Moment sehr. Irgendwie habe ich in letzter Zeit keinen Bock auf Internet. Also nicht Internet im Allgemeinen (ich spiele noch ein wenig, schaue im Forum vorbei und suche nach netten Schnittmustern und kreativen Ideen), eher so eine Öffentlichkeitsmüdigkeit. Blogs gehen noch, aber selbst das Forum ist mir irgendwie zu viel. Wogegen ich kein Problem mit viel Trubel im Real Life habe (was auch ganz gut ist) ... Nee, eigentlich ist es nicht speziell das Internet. Es sind eher diese unzähligen Meinungen, die zu jedem erdenklichen Thema abgelassen werden und die übermäßig vielen Informationen, die man zu Allem bekommt. Sei es die Loveparade, sei es Kachelmann und was weiß ich noch alles. Ja, Duisburg war tragisch. Ja, ich fand es auch schlimm, was da alles schief gelaufen ist. Aber langsam kann ich es einfach nicht mehr hören. Und das hat nix mit verdrängen oder schön reden zu tun. Ich habe einfach keinen Bock mehr, auch noch die 1000ste Expertenmeinung zu dem Thema zu hören und das 10000ste Bild der Trauernden zu sehen (die sich wahrscheinlich irrsinnig darüber gefreut haben, nicht mal in Ruhe ihre Freunde beweinen oder die Sache verarbeiten zu können ohne dass sie sich in Großaufnahme bei Explosiv wieder finden). Oder die Sache mit Kachelmann. Was interessiert mich, wie seine Tagebuchaufzeichnungen im Knast aussehen (wenn sie überhaupt echt sind)? Und was zum Geier interessiert mich sein Sexualleben? Aber wenn man darüber nix wissen will, darf man weder Internet, noch Fernsehen oder das Radio anschalten und nicht einkaufen (die Titelseite der Bild kann man einfach neben der Kasse nicht übersehen). Wenn ich meine Emails abrufe, werde ich mit "News" zugeballert, wenn ich eine Serie schauen will, wurde sie für eine Sondersendung abgesetzt. Und dann gibt jeder seine hochkarätige Meinung dazu ab. Ich will einfach selber entscheiden, worüber ich mehr erfahren möchte und worüber nicht. Ist echt schwer geworden. Aber gegen Kommentare hier im Blog habe ich natürlich nix ;-)

So, nun aber nicht mehr von dieser Sache. Ich verspreche, dass ich das Thema nun mindestens ... na sagen wir 2 Monate ruhen lasse. Hoffentlich.

Sonntag, 25. Juli 2010

Exzessiver Spaß

Irgendwie wälze ich hier im Moment zu viele gesellschaftliche Themen. Aber muss halt mal sein. Wegen einiger Zeitungsartikel und Berichte habe ich mir Gedanken zu der aktuellen Feierkultur und steigenden Gewalt in dem Kontext gemacht. Der Betreiber einer Türsteherfirma meinte, dass sich seit den 80ern die Art wie gefeiert wird immer mehr verändert hat. Der schnelle "Spaß" muss her. Je zugedröhnter, desto besser. Und in dem Zustand sind dann anscheinend auch die Ausschreitungen vorprogrammiert. Besonders Technopartys sollen da heftig sein. Ich verstehe die heutige Auffassung von Spaß und Feiern nicht mehr. Dass man was trinkt, ist vollkommen in Ordnung. Meinetwegen auch so viel, dass man leicht betrunken ist. Wers braucht. Aber dieses Saufen bis zum Umfallen finde ich einfach nur krank. Was ist daran so erstrebenswert, dass ich viel Geld für Alkohol ausgebe, mich zum Affen mache, Scheiß baue und erzähle, von dem ich am nächsten Tag (zum Glück?) nichts mehr weiß und mich dann wie vom LKW überfahren fühle? Warum? Ich kapiers einfach nicht. Macht das echt Spaß, oder haben sie es einfach verlernt, Spaß zu haben, ohne sich das Hirn weg zu saufen, weil sie so verunsichert sind, dass sie sonst nichts auf die Reihe kriegen würden? Ich will es einfach nur verstehen. Echt jetzt. Gruppenzwang? Coole Geschichten von Abstürzen erzählen können? Strichlisten wie oft ich schon mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus lag? Und dazu halt noch diese Gewalt. Eine traditionelle Freibad-Party in Hannover hat dieses Jahr zum letzten Mal stattgefunden, weil es zu Prügelein gekommen ist und eine Frau beinahe vergewaltigt wurde. Super. Merken die denn nicht, dass sie mit dem Kram alles verderben? Anscheinend nicht. Da ist eine ungeheure Anspannung. Es ist, als ob in vielen etwas brodeln würde, das sie im Alkohol ertränken und in Gewalt ausleben. Es heißt ja auch, dass die Gewaltbereitschaft allgemein immer mehr steigt. Es schwelt etwas und fängt immer mal wieder an zu brennen. Und meines Erachtens zählt da auch der Kram mit der Privatsphäre mit rein. Es gibt vordergründig keine Grenzen mehr, aber trotzdem fühlen sich viele eingesperrt. Vielleicht gerade weil alles geht. Die Perspektiven sind schlecht und gut zugleich. Man hat alle Möglichkeiten im Beruf und auch keine. Der Status ist wichtig, aber viele fühlen sich total überfordert und wissen nicht, wie sie den gesellschaftlichen Forderungen nachkommen sollen. Dann brauchen sie das schnelle Abschalten nebenbei. Weil ja alles heute schnell und effizient sein muss, so also auch der Spaß. Und wie würde es schneller gehen, als mit möglichst viel Alkohol? Dann braucht man nicht mehr denken (bzw. kann nicht mehr denken) und ist für einen Moment raus aus allem. Alles ist dann leicht.

Freitag, 23. Juli 2010

Morgenduft


Als ich heute morgen um etwa 6:15 nach draußen kam, roch es, als wäre ich in den Bergen.  Feuchte, schwere aber kühle Luft, die unglaublich würzig roch. Nach Wäldern und nassem Holz. Einigermaßen seltsam, denn Berge gibt es hier nun wirklich nicht und auch Wälder sind mau. Dafür viele Autos, Häuser und Beton. Als ich die Augen wieder öffnete, in der Hoffnung, dass ich mich nur vertan habe und ich in Wirklichkeit gerade zu einer Wanderung in den Alpen aufbreche, sah ich trotzdem nur Häuser. Aber auf dem Weg zur Arbeit wurde mir bewusst, wie viele Bäume dann doch auf meinem Weg standen. Wenigstens etwas.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Bezüglich privater Dinge

Der Blogeintrag von Stina hat mich ein wenig zum Nachdenken gebracht. Ich bin, was die Privatsphäre im Internet angeht, nicht sonderlich neurotisch eingestellt, aber alles, was ich veröffentliche, veröffentliche ich mit dem Bewusstsein aller Konsequenzen. Klar, gibt es mal den ein oder anderen Aussetzer, besonders wenn ich irgendwo Frust ablasse. Aber da ich in solchen Fällen die Anonymität wahre, können kaum Rückschlüsse auf reale Begebenheiten gezogen werden. Zumindest nicht, wenn mich die Leute nicht persönlich kennen. Ich finde es bedenklich, wie viele sich nicht darüber klar sind, wie öffentlich das Internet ist. Bei allem, was ich schreibe, frage ich mich, ob ich es auch in der Bücherei, am Bahnhof oder auf dem Marktplatz aushängen würde. Wenn nicht, veröffentliche ich es nicht. Aber ich gehe auch in Gesprächen mit persönlichen Details sehr reibe um, was mein Gegenüber gerne mal etwas irritiert. Von daher liegt meine Grenze da wahrscheinlich anders, als bei anderen.

Beim Thema Privatsphäre fallen mir als erstes aber nicht Facebook, Youtube oder irgendwelche Blogs ein, sondern Fernsehen und Printmedien. Nicht nur im Internet gibt es keine Hüllen mehr. Was man im Fernsehen oder in Zeitschriften über Ottonormalverbraucher oder auch über sogenannte Promis (der Begriff wird meines Erachtens etwas inflationär verwendet) erfährt, rangiert bei mir unter der Rubrik "Will ich das wissen?". Ist mir doch schnurzepiepe, ob Model A noch mit ihrem Macker zusammen ist, oder ob Sänger B mal wieder gesoffen hat. Und? Ist doch deren Leben. Klar könnte man jetzt mit Vorbildfunktion und Person des öffentlichen Lebens kommen, aber jeder Erwachsene sollte so viel Hirn haben, den Mist nicht nachzuäffen und jedem Kind sollte so viel beigebracht worden sein, dass es die größten Don'ts des Lebens nicht ausprobiert, selbst wenn der angebetete Popsänger nicht die Finger von den Drogen lassen kann. Das Leben ist eine einzige Big Brother-Show geworden. Auch wenn vieles im Fernsehen gestellt ist, finde ich es schon bedenklich, dass so viele Menschen den Schrott wirklich gut finden. Ist wahrscheinlich der Unfall-Effekt, der an mir zum Glück so völlig vorbei geht. Was interessieren mich Streitigkeiten in anderen Familien, mir völlig unbekannten? Was juckt mich der Nachbarschaftskrieg in Kleinposemuckel? Haben die Leute keine eigenen Probleme? Vielleicht ist es die zunehmende Anonymisierung. Man kennt seine Nachbarn nicht mehr, der Bekanntenkreis wird für viele kleiner oder sie vereinsamen völlig. Klatsch und Tratsch war schon immer beliebt, aber jetzt haben wir die Mittel und Wege, dass der Klatsch unglaubliche, deutschlandweite oder sogar weltweite Ausmaße annehmen kann. Mag sein, dass sich kommende Generationen daran gewöhnen, weil sie es nicht anders kennen, aber ich finde es pervers. Es mag auch ein Höhenkoller sein, der sich wieder legt. Es ist neu, wir müssen es nutzen. Irgendwann wird es normal, die ganze Welt erreichen zu können und der Hype verschwindet. Die Menschen kriegen ihr natürliches Schamgefühl zurück und die Enthüllungssendungen verschwinden genauso wie die 1000 Talkshows, die es mal gab. Oder der Mensch kann mit den vielen Informationen besser umgehen und somit genauer filtern, was er wirklich wissen muss oder will. Im Moment meinen ja viele noch, dass sie jede Information aufnehmen müssen, egal ob es sie interessiert oder nicht. Fast wie ein Zwang. Einfach weil sie Angst haben, nicht genug informiert zu sein. Aber ich schweife ab.

Samstag, 5. Juni 2010

Das leidige Thema Arbeit

Manchmal habe ich das Gefühl, als sollte ich in meinem Leben etwas besonderes tun. Nicht wegen eines äußeren Zwangs, sondern einfach, weil ich es von innen heraus spüre. Und damit meine ich nicht etwas, das mich berühmt oder bekannt macht. Ganz bestimmt nicht. Ich meine etwas, in das ich meine Energie, meine Ideen, meine Hoffnungen stecken kann. Etwas, das mich elektrisiert. Das mich mitzieht, anzieht und morgens aus dem Bett treibt, voller Ungeduld, weiter machen zu dürfen. Es ist eine Kraftquelle und doch ist es meine eigene Kraft, die ich hinein stecke und die ich zehnfach zurück bekomme. Ich will, dass es mich in den Fingern juckt. Ich will die Zeit vergessen und hinein tauchen in mein Tun.

Doch wo finde ich so etwas? Über den Weg laufen tut es einem scheinbar nicht, oder es hat mich bisher immer verpasst. Aber wo suchen, wo anfangen? Wenn das Ziel nicht mehr das Wichtigste ist, sondern das Tun selbst einen fesselt, dann hat man es gefunden.

Und wieder mache ich mir Gedanken. Jobgedanken. Wie vielleicht der ein oder andere weiß: Ich mag meine Arbeit nicht sonderlich. Das liegt nicht daran, dass sie generell furchtbar, oder sinnlos ist, sondern weil ich nicht in diesen Job rein passe. Darum ergibt sich ja auch immer wieder die skurrile Situation, dass ich voller Begeisterung und in schillernsten Farben von meiner Arbeit reden kann, um dann im Nachsatz zu verkünden, dass ich jeden Tag mit Grusel zur Arbeit gehe. Klingt komisch, ist aber so. Ich finde den Job des Bundeskanzlers/der Bundeskanzlerin, eines Journalisten oder eines Chirurgen auch total sinnvoll, interessant und nicht wegzudenken, aber trotzdem würde ich ihn ums Verrecken nicht machen wollen. Get the point? Und darum würde ich meinen Job jedem Interessierten weiter empfehlen, der den Anschein macht, gut rein zu passen. Nur ich passe da ganz sicher nicht rein. Nun kommt mir immer wieder der Gedanke, ob ich in der Branche bleiben sollte und es nur einfach mal mit einem Standortwechsel versuche, oder was ganz anderes mache. Das ist aber nicht ganz so einfach, denn ich bin ein Beamtenschwein und mal ehrlich, es wäre doch schon blöd, so was in der heutigen Zeit aufzugeben, oder? Aber ohne es aufzugeben, sinkt die Auswahl der Stellen selbst in der gleichen Branche auf -3, was nicht so hilfreich ist. Dazu kommt, dass die Stellen, die mit Beamten besetzt werden, nicht gerade die sind, die mir so vorschweben. Ich könnte natürlich auch komplett umschulen und was ganz anderes machen, aber, glaubt es mir oder nicht, ich weiß nicht, was mir auch noch nach vielen Jahren Spaß machen würde. Was mir ein paar Monate oder auch ein Jahr lang gefällt, kann ich sagen: Fast alles. Es ist neu? Ich lerne was dazu? Ich mache was anderes als jetzt? Super! Her damit! Aber ich kann jetzt schon voraussagen, dass ich nach einiger Zeit am gleichen Punkt bin wie jetzt. Laaaangeweile. Ich brauche anscheinend so pervers viel Abwechslung, dass ich schon fast wieder arbeitsunfähig bin. Leider ist „Mädchen-für-alles“ kein anerkannter Ausbildungsberuf und taucht wohl nur in der Jobbeschreibung „Mutter“ auf, was natürlich auch eine Option wäre. Arbeitszeit reduzieren und nebenbei was anderes als Ausgleich machen hatte ich auch schon angedacht, aber selbst das gestaltet sich schwerer, als ich dachte. Fernstudium fände ich auch spannend, aber in vielen Fällen zu teuer. Da stellt sich dann auch wieder die Frage: Was?! Eins weiß ich aber zumindest. Ich werde nicht bis zum Ruhestand hier bleiben. Sollte ich keinen anderen Job finden, würde ich eh irgendwann den Verstand verlieren und frühzeitig ausscheiden und wenn ich einen anderen finde, bin ich ja nicht mehr hier. Logik die begeistert.

Ich habe das Gefühl, meine Zeit zu verlieren, indem ich jammere und klage, ohne zu tun. Ich laufe immer weiter, obwohl ich schon vor etlichen Kilometern gemerkt habe, dass dieser Weg falsch ist. Doch einfach abzubiegen, dafür fehlt mir die Kraft. Oder vielleicht einfach nur der Mut? 

Also falls jemand den ultimativen oder auch nicht ultimativen Tipp hat, wie man aus so einer Misere raus kommt, ohne einfach alles hin zu schmeißen und darauf zu vertrauen, dass einem schon irgendwann die Erleuchtung widerfährt, bin ich für alle Zeiten dankbar.

Freitag, 29. Januar 2010

Kriegserlebnisse


Ich lese gerade den Bericht eines Soldaten, der nach dem 2. Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Er schreibt über den Alltag im Gefangenenlager, die Arbeit, das Essen und die hygienischen Zustände. Wenn ich so etwas lese, wird mir bewusst, wie gut wir leben. Wie wichtig es ist, neben Essen, Schlafen und Gesundheit auch seine Würde zu behalten. Gleichzeitig bewundere ich diese Menschen, wie sie sich aus Nichts, etwas gemacht haben. Wie sie sich trotz dieser Umstände, kleine Freuden gesucht haben. Unterhaltungen mit anderen. Austausch von Wissen. Musik. Theater. Dieser unglaubliche Lebenswille, der sie trotz der Kälte, der Wanzen, der spärlichen Nahrung, der rücksichtslosen Behandlung weiter machen ließ. Immer in der Hoffnung, dass der nächste Transport sie nach Westen bringt und nicht in ein neues Lager. Es ist aber auch interessant zu lesen, wie die Russen sich verhielten, wie sie teilweise Menschlichkeit zeigten und wie einige von ihnen Verbotenes taten, um einem Kriegsgefangenen das Leben dort zu versüßen. Wir haben alles. Wir können uns überlegen, ob wir lieber Nudeln, Reis, Kartoffeln oder Brot zum Essen haben möchten. Wir können etwas ungegessen lassen, weil wir satt sind. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Löffel Bratkartoffeln zum Hochgenuss, ein trockenes Brot mit Zucker bestreut zur Torte und eine dünne Suppe mit rohen Kartoffelhobeln zum Festmahl werden kann, weil ich es nie erlebt habe und hoffentlich auch nie erlebe. Dieser Mann hat eine furchtbare Zeit mit solch einer Stärke und mit so einem unglaublichen Einfallsreichtum gemeistert, dass ich mich gerne vor ihm verneigen würde, sollte er mit seinen 93 Jahren noch leben.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Zeit und Geld


Meine beiden Probleme. Zeit und Geld. Beides macht durchaus glücklich, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Zeit noch mehr als Geld. Aber man vermisst es erst, wenn man es nicht mehr hat. Letzteres habe ich noch. Keine Sorge. Wurde nicht gefeuert und habe (leider?) auch nicht gekündigt. Außerdem hätte ich weniger Zeitprobleme, wenn ich nicht arbeiten würde. Aber man muss ja irgendwie die Miete bezahlen. Und die vielen, kleinen Dinge, die man sich so tagtäglich leistet. Da führe ich schon Buch und trotzdem verhaspel ich mich immer wieder. Aber ich habe beschlossen (mal wieder) gewissenhafter mit meinem Geld umzugehen und nicht jedem Impuls nachzugehen. Da ich eh keine Zeit zum Shoppen habe, ist die Gefahr auch nicht so groß. Obwohl ich es immer wieder dazwischen gequetscht bekomme. Wege hat man ja genug zu machen. Da kommt einem schon mal der ein oder andere Laden in die Quere. Vom Internet ganz zu schweigen. Aber ich will hier nicht länger herum stänkern. Lasst uns das Thema wechseln.


Meine Gesangslehrerin meinte, es würde schon nach Frühling aussehen. Als die Schneedecke langsam weg taute, hatte ich auch die Assoziation. Einfach weil man plötzlich wieder Grün sah. Ich hätte nichts gegen Frühling. Ich will wieder Vogelzwitschern haben. Und diesen schönen Frühlingsduft. Außerdem soll es wieder heller sein. Da wirkt der Tag auch gleich viel länger ... man gut, dass der Mensch nicht alles beeinflussen kann.