In letzter Zeit begegneten mir immer
wieder die Themen Konsum, Besitz, Habgier usw. Einige Videoblogger
hatten sich überlegt, drei Monate eine Shoppingdiät zu machen und
jeden Monat nur ein Teil (Klamotten) zu kaufen. Hier ist eines der Eingangsvideos. Ich muss aber gestehen, dass das Video
über ihren ausgemisteten Kleiderschrank das Ganze in meinen Augen
etwas … wie soll ich das sagen, ohne dass es herablassend klingt? …
scheinheilig aussehen lässt. Mein erster Gedanke war: „Wenn ich so
viele Klamotten hätte, bräuchte ich (mindestens) drei Monate lang
gar nichts mehr zu kaufen!“. Aber realistisch betrachtet ist ja
egal wie viel man schon hat. Es geht ja darum, seine eigenes „immer
mehr haben wollen“ zu bezwingen. Und das ist unabhängig von der
Ausgangslage. Oder ist es sogar stärker, je mehr man sowieso schon
hat? Kommt mir manchmal so vor. Sie hat beobachtet, dass sie viel
bewusster darüber nachgedacht hat, was sie wirklich braucht. Ein
weiterer Trick soll wohl auch sein, alles was man meint unbedingt
haben zu wollen, mindestens 30 Tage zu schieben. Wenn man es dann
immer noch haben will, dann ist es halt so. Ich müsste bei einigen
Dingen die Spanne erhöhen, weil bei mir der „Rausch“ länger
anhält. Ich bin furchtbar anfällig für Impulskäufe, die sich aber
in 80% der Fälle als Fehler heraus stellen.
Dann gab es noch eine Reihe auf
einsfestival, die ich sehr interessant fand. Sie hieß
„Gewissensbisse“ und drehte sich um die 7 Todsünden und welche
Bedeutung sie heute noch haben. Sie sind im Moment noch in der
Mediathek. Da hat mich auch wieder die Folge mit der Habgier sehr zum
Nachdenken gebracht. Beeindruckend fand ich den Typ, der in
Geldstreik getreten ist und von den Abfallprodukten der Gesellschaft
lebt, von denen es erschreckend viele gibt. Teilweise versuche ich
mich auch daran und kaufe möglichst viel Second Hand. Aber immer
kriege ich es nicht hin. Ich finde es einfach doof, wenn für mich
neu produziert werden muss, obwohl eigentlich noch Unmengen im Umlauf
sind. Das ist doch bescheuert. Und es ist ja nicht mal so, dass das
dann alles viel schlechter ist. Ein Buch kann ich doch auch lesen,
wenn es schon jemand anderes gelesen hat. Wenn man sich die schicke
Sammlerausgabe ins Regal stellen will, ist das natürlich was
anderes, aber wenn es nur um den Inhalt geht, brauche ich doch nicht
(dauerhaft) zu besitzen. Bei vielen Klamotten ist es mir ebenfalls
egal, ob das schon mal jemand an gehabt hat. Es ist ja gewaschen. Was
soll passieren? Werde mich sicher nicht mit Aidskrebs anstecken. Aber
irgendwie kommt dann doch manchmal das Gefühl, dass ich etwas Neues
haben will. Als ob es einen größeren Wert hätte. Als ob es gar nicht um die Funktion, den Nutzen der Sache ankommt, die man haben will, sondern auf das Erbeuten einer Sache, die vorher kein anderer hatte.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich nicht gerne sammle und sehr gegen
meine Sammeltendenzen angehe. In einigen Bereichen erlaube ich sie
mir (bei Enten zum Beispiel ;-)) aber allgemein möchte ich nicht
sinnlos sammeln. Darum bin ich auch Büchereileser. Ich versuche mir
Bücher nur dann zu kaufen, wenn ich sie mehr als ein Mal lesen
werde. Leihe sie mir also meist erst von irgendwo und kaufe sie mir
bei Bedarf später. Geht aber leider nicht immer.
Dazu kommt noch die langsam wieder
aufkeimende Lust auszumisten, die sich bei mir immer vor Umzügen
einstellt. Und natürlich auch das Sparen für das Haus und die
anstehenden Renovierungsarbeiten. Dadurch frage ich mich jetzt auch
bei vielen Dingen die ich haben will „Muss das sein?“. Ich
empfinde dieses permanente „Haben wollen“ in letzter Zeit oft als
Belastung. Ich mag es nicht, immer etwas zu wollen. Vielleicht auch
neidisch zu sein, weil andere etwas haben. Ich finde nicht, dass es
eine Bereicherung ist, mir eigentlich vieles leisten zu können. Es
fühlt sich eher so an, als ob die Dinge meinen Alltag zu müllen.
Egal ob sie schon da, also gekauft sind, oder nicht. Sie haben in
meinen Augen eine zu große Präsenz und vergeuden Zeit, Geld und
Platz. Was ist an den Dingen so großartig, dass ich ihnen einen so großen Platz in meinem Leben einräume? Was geben sie mir, dass ich meine, so viele meiner Gedanken an sie abzutreten? Klar, manchmal frage ich mich auch, warum ich mich künstlich
beschränken sollte und nicht einfach genieße. Aber ich möchte
wissen, dass es geht. Dass ich nicht kaufen muss (Lebensmittel und
solche Dinge ausgenommen). Als ob man hin und wieder mal gar keinen
Alkohol mehr trinkt, nix Süßes mehr isst, nur um zu schauen, ob man
auch noch ohne kann. Ob man noch konsumiert, oder im Grunde schon
konsumiert wird. Und ob ich tatsächlich genieße, wenn ich einfach
unreflektiert kaufe, das wage ich zu bezweifeln. Für mich hat das
nichts mit Genuss zu tun, denn Genuss ist etwas sehr Bewusstes.
Gerade wenn ich wenig Zeit habe, kaufe ich mir Entspannung. Geht
schön schnell und ist unkompliziert. Bravo. Je mehr ich das tue,
desto leerer kommt mir mein Alltag vor. Denn meist erinnere ich mich
im Rückblick an schöne Erlebnisse und nicht an Dinge, die ich
gekauft habe. Bei allen unnützen Käufen hält die Freude eh nicht
lange an. Eine Woche später und der ganze Kram ist normal und
langweilig geworden. Ein Jahr später überlege ich, ob ich es
verschenke, verkaufe, wegschmeiße, weil es mir den Platz wegnimmt.
Ich merke dass immer nach dem Ausmisten. Je leerer ein Raum ist,
desto mehr Lust habe ich etwas zu tun. Vor allem etwas Produktives,
Schaffendes, Aktives und nicht nur rum zu sitzen und passiv auf
Fernseher oder Monitor zu starren. Platz und „Dinglosigkeit“ sind
für mich wie eine Befreiung. Es schafft auch in meinem Kopf Platz.
Ich mag es, wenn irgendwo etwas steht oder liegt, weil ich möchte,
dass es sich dort befindet. Weil ich möchte, dass ich es habe. Nicht
weil ich nicht weiß wohin damit und eigentlich auch gar nichts damit
anfangen kann, es vielleicht seit mehreren Jahren nicht mehr wirklich
benutzt habe. Davon habe ich noch ne ganze Menge. Aber der letzte
Umzug hat das Ganze schon sehr dezimiert und dieser wird noch mehr
dazu beitragen. Ich werde nur wenig wegschmeißen, denn das Meiste
ist noch gut. Bücher setze ich bei Tauschticket rein oder gebe sie
an die Tafel. Bei Klamotten muss ich schauen. Da kommt in mir ein
bisschen der Geizhals durch. Schließlich habe ich Geld dafür
bezahlt. Daher könnte es sein, dass ich versuche sie zu verkaufen.
Oder sie landen ebenfalls bei der Tafel. Mal schauen. Viele der
Bücher habe ich eh nur für ein paar Euro gebraucht gekauft, daher tut
es nicht so weh sie einfach weg zu geben. Hm, oder ich bringe den
ganzen Kram zur nächsten Pampa mit und verschenke ihn dort ... auch ne Möglichkeit.