Ich neige dazu, viele Menschen als gottgleiche Lebenskünstler zu sehen. Ich sehe ihre Taten, ihre Art und Weise, den kleinen Fitzel ihres Lebens, der sich mir zeigt und schlussfolgere: Bei dem/der läuft alles wie am Schnürchen. Der/Die hat zwar sicher auch Probleme (so weltfremd bin ich ja nun auch wieder nicht), aber die meistert er/sie auf gar wunderbare Weise. Ich sehe die Person vor meinem inneren Auge, wie sie mit vor Selbstsicherheit triefendem Schritt durch die Unbilden des Lebens schreitet, wogegen ich wie ein geistig Verwirrter vorwärts taumle, ohne recht zu wissen, wohin ich eigentlich gehe, oder wohin ich überhaupt will. Heute habe ich erfahren, dass ein sehr beeindruckender, begabter und intelligenter Mensch seine Job kündigt und weg geht. In diesem Zuge sprudelten aus dem gesamten Umfeld plötzlich Offenbarungen hervor. Ganz so, als hätte sie einen Nerv getroffen, der die anderen daran erinnert hat, dass sie keine Maschinen sind, sondern fühlende und denkende Menschen. Ich habe von Schwächen erfahren, von Ängsten und von Wünschen. Menschen, die ich für Kolosse hielt, für Eisbrecher, die sich nie unterkriegen lassen und genau wissen, was sie wollen, wurden klein und verletzbar. Sie wurden zu Menschen. Sie erzählten aus dem Teil ihres Lebens, den ich für nicht existent hielt. Den es ja nur bei mir gibt. Dem Teil, der versteckt wird, weil er einen zum Menschen degradiert und den gottgleichen Lebenskünstler tötet.
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