Freitag, 2. Juli 2010

How to be good


Ich habe es endlich durch. Auch wenn ich während des Lesens gejammert habe, wie krank das Buch doch sei und wie unsympathisch die Charaktere, kann ich jetzt im Nachhinein nicht wirklich sagen, ob ich es gut oder schlecht fand. Ich kann noch nicht einmal sagen, worum es wirklich geht. Naja, ein wenig schon. Es geht um den Titel: How to be good. Was bedeutet es, ein guter Mensch zu sein? Was sind die Grenzen der Nächstenliebe? Der Aufopferung für andere? Es geht um eine durchschnittliche Familie in London. Vater, Mutter und zwei Kinder. Und diese werden mit der Frage konfrontiert, was einen guten Menschen ausmacht. Die Art und Weise, wie diese Frage auf sie zu kommt, ist etwas schräg. Das gebe ich zu. Aber es macht einen schon sehr nachdenklich. Wenn ich ein Zimmer in meinem Haus völlig unbenutzt lasse, während Menschen auf der Straße erfrieren, muss ich mich dafür schämen? Sollte ich einen Wildfremden in mein Haus einladen? Habe ich die Verpflichtung zu helfen, wenn ich die Möglichkeit habe? Sollte ich Teile meines materiellen Besitzes an Bedürftige abgeben, die weniger oder gar nichts haben? Auch Dinge, die ich selber noch behalten will, die ich aber mehrfach habe (Computer, Schuhe, Kleidung)? Auch wenn ich die Protagonistin schrecklich fand, so konnte ich doch ihr Dilemma verstehen. Sie ist Ärztin und meint eigentlich von sich, ein guter Mensch zu sein. Doch dann mutiert ihr Mann zum absoluten Wohltäter. Er vermittelt die freien Zimmer der Nachbarschaft an Obdachlose. Er ist verständnisvoll. Er regt sich nicht mehr auf. Er gibt einem Bettler 80 Pfund. Er wird zu einem naiven aber doch irgendwie bewundernswerten Weltverbesserer. Und man versteht ihre Argumente. Man versteht ihren Ärger über seine Aktionen und die völlige Hilflosigkeit. Denn im Grunde ist das was er tut sehr vorbildlich. Aber alles sträubte sich in mir. Und ich fragte mich, ob ich wirklich so gut sein will. Ob ich bereit wäre, für andere so viele Unannehmlichkeiten auf mich zu nehmen. Und die Protagonistin fragt sich das auch. Sie fühlt sich nehmen ihm wie der letzte Egoist und ich konnte nicht sagen, ob sie das wirklich ist. Sie versucht gehen ihn zu argumentieren, doch sie findet keine Argumente, weil er im Grunde nur Gutes tut. Aber ich spürte den Drang auch. Ich hätte ihn gerne gepackt und geschüttelt, doch ich weiß nicht genau warum. Es ist ein haarsträubendes Buch, wenn man länger darüber nachdenkt. Und mich hat es viel zum nachdenken gebracht. Man weiß nicht mehr, was eigentlich gut und richtig ist und was übertrieben. Von daher würde ich das Buch durchaus weiter empfehlen, wenn man sich mal näher mit solchen Dingen auseinander setzen will. Es ist sehr schräg, aber sehr interessant.

Wer das Buch gerne haben möchte, kann sich bei mir melden. Ist eine Taschenbuchausgabe mit einem Mängelexemplar-Stempel am unteren Buchschnitt. Aber ansonsten ist es gut in Schuss. Kostenlos abzugeben. Ich würde es sonst zu Oxfam bringen. :ugly:

2 Kommentare:

  1. Ich fand ja das Ende extrem irritierend. Generell fand ich es einfach grundsätzlich amüsant und sehr unterhaltsam, aber das Ende war so abrupt und sinnlos und generell unbefriedigend. Sowas versaut mir dann im Nachhinein immer jedes Buch. :/

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  2. Ja, du hast Recht, das Ende war seltsam. Hat mich aber nicht so gestört. Lag vielleicht daran, dass das Buch an sich schon komisch war und ich ans Ende keine großen Erwartungen hatte. Mir gefiel hauptsächlich der Gedankenanstoß, weniger die Geschichte an sich.

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