Donnerstag, 8. Oktober 2015

Die inneren Werte der Kosmetik


Ich beschäftige mich seit einiger Zeit vermehrt mit den Dingen, die ich in mein Gesicht (oder auch auf den restlichen Körper) schmiere. Ausgelöst wurde das durch diverse Menschen im Internet, die dazu aufriefen, nicht auf Werbeversprechen, sondern auf Inhaltsstoffe zu schauen. Ausgelöst wurde es auch durch die Diagnose Rosacea von meinem Hautarzt (zum Glück nur eine leichte Form bisher). Eigentlich ist zu diesem Thema schon extrem viel geschrieben und gesagt worden, aber ich möchte es gerne auch noch mal tun, weil doppelt hält besser. Allerdings werde ich nicht groß was erklären, sondern in Form von Links Menschen zu Wort kommen lassen, die das deutlich besser können als ich.

Vorweg aber ein paar Dinge zum besseren Einordnen der Sachen, die ich schreibe:

Das was ich bei der Hautpflege beachte, hat zum Teil medizinische Gründe, zum Teil will ich meine Haut möglichst lange jung erhalten. Wem es pupsegal ist, wie die Haut in 20 oder 40 Jahren aussieht und keine Beschwerden hat, der könnte hier abbrechen zu lesen. Man stirbt nicht, wenn man sich mit Nivea oder gar nix eincremt. Es könnte aber sein, dass Beschwerden durch ungünstige Produkte ausgelöst werden (wie Pickel, trockene Stellen, Rötungen, Brennen, Jucken, Spannungsgefühl, Schuppung der Haut usw.). Ausgenommen natürlich Sonnenschutz, der zwar auch gut gegen Hautalterung hilft, aber nunmal auch gegen Hautkrebs und daher nicht optional sein sollte.

Ich bin ein Laie und habe nicht Chemie oder sonstiges studiert. Ich habe viel gelesen und versucht, mir ein paar eigene Gedanken zu machen. Alles habe ich aber noch nicht kapiert und es kommt vor, dass ich wegen neuer Informationen oder Erfahrungen Dinge umschmeiße oder verwerfe. 

Hier also ein paar grundlegende Erkenntnisse (bei weitem nicht alle), die ich für mich aus dem Gelesenen rausgezogen habe. Sie funktionieren bisher sehr gut und meiner Haut (vor allem der Rosacea) geht es deutlich besser.

1. Was ich auf meine Haut drauf tue oder mit ihr mache, soll sich neutral verhalten, oder positive Effekte haben. Es soll sie auf keinen Fall unnötig reizen. Wenn das alle beachten würden, gäbe es bestimmt schon ne ganze Menge Hautprobleme weniger. Leider halten sich (unbewusst) viele nicht dran, weil sie dem glauben, was vorne auf der Packung steht. Das ist aber leider oft ziemlicher Bullshit. Viel ausschlaggebender ist das Kleingedruckte, nämlich die Inhaltsstoffe. Ob etwas reizend ist, bemerkt man leider nicht immer direkt durch sofortige Reaktionen der Haut, sondern teilweise erst durch Langzeitfolgen.

SKINCI zum Thema Irritation 
Incipedia: Was ist Irritation?
SKINCI zu Werbeversprechen

2. Ich finde nicht blind das toll, was jemand empfohlen hat, auch wenn es jemand ist, der Ahnung hat. Und schon gar nicht etwas, das gerade "in" ist. Haut verhält sich nicht bei jedem gleich und braucht auch nicht immer das gleiche, daher sollte jeder selber gucken, was gut funktioniert. Manchmal sind es auch einfach persönliche Vorlieben, weil man eine Konsistenz total mag, die der andere schrecklich findet. Ganz unabhängig von der Wirkung.

3. Ich kaufe Kosmetik, wenn es geht, nur noch ohne Parfümierung. Da leider immer noch sehr viele Menschen Wert auf den Duft einer Creme legen (was ich teilweise durchaus verstehen kann), ist das gar nicht so einfach. Duft tut nix für die Haut. Im schlimmsten Fall reizt er sie sogar. Duft ist absolut unnötig in der Hautpflege. Es gibt eine Reihe von besonders reizenden Duftstoffen, die extra deklariert werden müssen und nicht im Sammelwort Parfum untergehen. Wenn nur Parfum drin ist, ist das Produkt weniger reizend parfümiert (was aber nichts heißt, da ich z.B. teilweise auch auf Parfum reagiere). Ich versuche es aber trotzdem ganz zu meiden. Das ist auch eine Prinzipsache. Ich finde es nervig, wenn der Duft einen so hohen Stellenwert bekommt, obwohl er kein wirkungsvoller oder sogar ein schlechter Inhaltsstoff ist. Mittlerweile empfinde ich stark duftende Gesichtsprodukte als sehr unangenehm, weil ich es nicht mehr gewohnt bin. Bei Badezusätzen und Duschgels werde ich allerdings hin und wieder schwach. Niemand ist perfekt. Die Haut an meinem restlichen Körper ist aber bei solchen Inhaltsstoffen deutlich robuster als meine Gesichtshaut, die sofort angepisst reagiert. Außerdem bade ich ja auch nicht jeden Tag.


4. Ich achte sehr drauf, ob und an welcher Stelle der Inhaltsstoff Alkohol steht (nicht zu verwechseln mit Fettalkoholen). Er ist reizend aber leider auch sehr oft weit vorne bei den Inhaltsstoffen mit dabei. Sogar bei Produkten, auf denen "sensitiv" steht oder die für Babys geeignet sein sollen. Soviel zu Werbeversprechen. Alkohol trocknet u.a. die Haut aus und führt bei fettiger Haut zu noch mehr Fettproduktion. Leider hat er aber auch den positiven Effekt, dass eine Creme schneller einzieht. Das ist zwar angenehm, aber die Nebenwirkungen sind mir trotzdem zu viel.


5. Ich tendiere dazu, Naturkosmetik zu meiden. Wenn man die oben genannten Punkte beachtet und dann auch noch reizende Pflanzenextrakte (nicht alle sind reizend, aber einige schon) und ätherische Öle weg lässt (ebenfalls reizend), kann man vieles in der Naturkosmetikecke nicht mehr kaufen. Ich habe nichts gegen Naturkosmetik, und würde sie gerne mehr nutzen, aber sie tut einfach meiner Haut in vielen Fällen nicht gut, weil die Inhaltsstoffe oft nicht gerade mild sind. Außerdem geht es mir auf die Nerven, wenn immer noch chemisch=böse und natürlich= gut propagiert wird. So einfach ist es halt nicht. Ich höre mittlerweile aber immer wieder von NK-Marken, die auch ohne reizende Inhaltsstoffe auskommen. In dem Bereich werde ich mich wohl noch mal mehr umschauen. Man muss solche Marken aber wirklich suchen.

Washing-green zu den Nachteilen der Naturkosmetik
Die schwarze Schönheit zum gleichen Thema (ist auch bei Washing-Green verlinkt) 

6. Anti-Aging beginnt für mich beim Sonnenschutz, denn ein großer Teil der Hautalterung wird durch UV-Strahlung verursacht. Also bevor man sich eine Anti-Aging-Creme zulegt, zuerst lieber einen Sonnenschutz kaufen. Hat einen größeren Effekt. Ich verwende für mein Gesicht fast ausschließlich mineralische Filter. Das macht keinen Spaß (weißeln, man darf nicht ins Gesicht fassen etc.), aber meine empfindliche Haut verträgt chemische Filter nur schlecht. Ich nutze sie mittlerweile nur in Ausnahmefällen (wenn es sehr heiß ist und/oder ich wirklich lange in der Sonne bleiben werde). Auch wegen der Rosacea gehe ich eigentlich fast nie ohne Sonnenschutz aus dem Haus. Zudem benutze ich gelegentlich Fruchtsäurepeelings, die die Haut lichtempfindlicher machen, was ebenfalls Sonnenschutz notwendig macht.

Der blasse Schimmer zu Sonnenschutz: Basiswissen, Mythen und Märchen, Inhaltsstoffe
7. Ich bin sehr vorsichtig bei der Gesichtsreinigung geworden. Mechanische Reize wie rubbeln mit einem Tuch oder sogar einer Bürste lasse ich ganz weg. Genauso wie sehr kaltes oder heißes Wasser. Meine Haut reagiert sofort und auch für nicht ganz so große Mimosen sind diese Reize nicht optimal. Ich verwende außerdem keine Dinge wie Seife, Waschgel oder ähnliches mit harschen Tensiden im Gesicht. Alles entfettet die Haut zu stark und trocknet sie aus.

Agata: Milde Reinigung, Grenzen milder Reinigung, Reinigung mit Ölen und Balms, Gesicht nur mit Wasser waschen?
SkinCareInspirations zu Reinigung

8. Ich glaube nicht mehr jeder Panikmache in Bezug auf einzelne Inhaltsstoffe, sondern versuche mich aus verschiedenen Quellen selber darüber zu informieren (die Betonung liegt auf „versuche“). Darum benutze ich aluminiumhaltige Deos und Cremes mit Parabenen und wie die Bösewichte nicht alle heißen. Silikone versuche ich aber in großen Mengen zu meiden, da sie für die Umwelt nicht besonders gut sind.

Der blasse Schimmer zu Aluminium 
Agata zu Aluminium 
Der blasse Schimmer zu Parabenen
Der blasse Schimmer zu Mineralölen und Palmöl



Das war mein Senf dazu. Wichtig ist mir eigentlich vor allem, dass man selbst nachdenkt, bevor man etwas kauft. Das ist in diesem Bereich nicht einfach, weil man die Inhaltsstoffe lesen und interpretieren muss. Dazu kommen Studien, die man einordnen können muss. Leicht ist das nicht. Aber ich empfinde es als angenehm, nicht mehr von den Werbeversprechen abhängig zu sein, sondern selber einschätzen zu können, ob ein Pflegeprodukt meiner Haut gut tut oder nicht. Und das vor allem bevor ich dafür Geld ausgebe.

Hier noch zum Abschluss ein paar Seiten, die mir beim zuordnen der Inhaltsstoffe immer sehr helfen und ein paar allgemeine Seiten zur Recherche:

SKINCI zum Thema "selber recherchieren"

SkinCareInspirations zum Thema "Vertrauenswürdigkeit von Onlinedatenbanken"

www.haut.de/service/inci
Insgesamt eine sehr schöne Seite, soweit ich das beurteilen kann. Die Liste ist nicht unbedingt sooo ausführlich, aber das ein oder andere findet man schon.

www.olionatura.de
Für naturkosmetische Inhaltsstoffe.

www.paulaschoice.de/
Ihre Bewertungen finde ich oft recht/zu optimistisch und es ist alles sehr knapp gehalten aber es hilft manchmal trotzdem als weitere Meinung. Dort befinden sich übrigens auch Bewertungen zu ganzen Kosmetikfirmen, was man aber mit Vorsicht genießen sollte.

www.truthinaging.com/ingredients
Erfahrungsgemäß immer sehr ausführliche und auch gefühlstechnisch fundierte Texte (ich bin kein Profi, darum kann ich es schwer beurteilen).

Bei generellen Fragen zu bekannteren Inhaltsstoffen oder Produkttypen lohnt es sich bei Google hinter das gesuchte Stichwort Agata zu schreiben oder generell magimania


Leider ist es manchmal so, dass Kosmetikfirmen die Inhaltsstoffe nicht in ihrem Internetauftritt veröffentlichen (was ich unverschämt finde). Dann nutze ich Codecheck. Kann ich für die Bewertung von Inhaltsstoffen nicht empfehlen, da sie ausschließlich nach ökologischen Aspekten bewerten und nicht nach Verträglichkeit. Aber für eine reine Liste ist es super.


Generell würde ich immer mehrere Meinungen einholen und die Bewertungen auf verschiedenen Seiten anschauen. Letztendlich kommt es aber immer aufs Buch an. Wer robuste Haut hat, verträgt mehr, als jemand mit empfindlicher Haut. Oder es gibt halt Inhaltsstoffe, die zwar nicht so schlimm für die Haut aber ökologisch bedenklich sind. Für viele spielt dieses Kriterium ebenfalls eine große Rolle.
Es wird generell in Kosmetikdingen und Hautangelegenheiten ziemlich viel Scheiß erzählt (ähnlich wie in der Ernährung, wo ja auch gerade wieder viel Unsinn im Umlauf ist) und da durchzublicken, finde ich extrem schwer. Aber es ist mir immer noch lieber, selbst etwas laienhaft die Inhaltsstofflisten zu interpretieren, als blind den Werbeversprechen oder Hypes zu folgen.

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