Donnerstag, 8. Juni 2017

Darf ich vorstellen: Meine Phobie



Heute geht es um ein recht persönliches Thema und ich habe länger herum überlegt, ob ich darüber überhaupt schreiben will. Nicht weil es mir generell schwer fällt, sondern weil man sich damit natürlich auf mehreren Ebenen angreifbar macht. Dann kam mir aber wieder in den Sinn, wie lange ich ohne Antworten gelebt habe. Ohne zu wissen, dass ich mit meinen Problemen nicht allein bin. Daher ist es mir wichtig, offener darüber zu sprechen, um vielleicht auch nur einem Menschen da draußen die Erkenntnis zu ermöglichen, dass es nicht nur eine „Macke“ ist, sondern eine Krankheit die einen Namen hat. Oder um Nichtbetroffenen näher zu bringen, wie die Welt eines Phobikers aussehen kann. Ich schildere hier meine Erfahrungen. Das kann für andere mit der selben Phobie anders sein, es kann sich aber auch jemand zum Teil darin wieder finden, der eine andere Angststörung hat.

Auslöser für den Blogpost war, dass ich durch einen Zufall jemandem begegnet bin, die die gleiche Phobie hat. Also so richtig im realen Leben (war mir bisher nicht passiert). Wir kamen im Gespräch drauf und lagen uns nach nur wenigen Worten in den Armen. Probleme können verbinden, aber das können sie nur, wenn man sie nicht um jeden Preis verbirgt.


„Hallo, ich heiße Imke und ich habe Angst vorm Kotzen.“

„Hallo Imke.“


Disclaimer: Ich will mit eventuellen humorvollen Äußerungen am Rande das Ganze nicht ins Lächerliche ziehen. Es ist nur meine Art, damit umzugehen.


 

Der Anfang

Die Angst vorm Erbrechen nennt sich Emetophobie und ist laut Studien verbreiteter als man glaubt. Zu solchen Dingen findet ihr auch Näheres in den Links am Ende, vor allem bei dem Wikipediaeintrag.


Es begann, als ich ungefähr 11 oder 12 Jahre alt war. Trotz Therapie(n) kann ich bis heute nicht sagen, warum es anfing. Hier drei Theorien meinerseits:

- Ich bin ein sehr kontrollierter Mensch, wenn es um meinen Körper und generell um meine Person geht. Je ausgelieferter ich mich in einer Situation fühle, desto unangenehmer ist sie mir. Für mich ist Erbrechen der ultimative Kontrollverlust. Einige andere meiner Ängste deuten in dieselbe Richtung.


- Ich spreche selten aus, was ich denke. Früher war das noch erheblich stärker ausgeprägt als heute, aber generell habe ich große Probleme meine Wünsche und Gefühle zu äußern, bzw. habe sogar Angst davor, dies zu tun. Vielleicht ist die Phobie auch teilweise eine Metapher für das "in sich rein fressen" und "sich nicht auskotzen können/dürfen". Dafür spricht auch, dass die Phobie besser wurde, als ich mich mit dieser Problematik auseinander gesetzt habe.
 
- Bei meiner dritten Theorie möchte ich nicht ins Detail gehen. Nur so viel: ich bin mit einer schwer kranken Mutter aufgewachsen und vielleicht wollte ich auch eine Krankheit haben, um im Mittelpunkt zu stehen. Ich persönlich glaube aber nicht, dass dieser Punkt der Auslöser war. Vielleicht hat er es aber ein wenig gefördert.

Tatsächlich können spezifische Phobien wohl meist nicht auf einen traumatisierenden Auslöser zurück geführt werden. Oft muss man sich einfach damit abfinden, dass man nicht weiß, warum man diese übersteigerte Angst hat.



Wovor habe ich Angst?

Generell habe ich sowohl Angst, mich selber zu übergeben, als auch andere dabei zu beobachten (auch in Filmen), es zu hören, Erbrochenes zu sehen/riechen usw. Am deutlichsten ausgeprägt sind aber meine Symptome in Bezug darauf, mich selbst zu übergeben. Dabei ist mir bewusst (wie vielen Phobikern), dass meine Angst übertrieben ist.
Was ich genau befürchte, weiß ich allerdings nicht. Ich glaube nicht, dass ich sterbe, dass das Erbechen nie wieder aufhört, oder sonst irgendwas. Es ist auch nicht in erster Linie die Blamage, da ich auch Angst habe, wenn ich allein bin. Selbst mitten in einer Panikattacke kann ich nicht sagen, was genau mir eigentlich Angst macht.
 

Meist gibt es 3 Arten von Emetophobikern. Sie haben Angst sich selbst zu übergeben, andere dabei zu sehen oder beides gleichzeitig. Am häufigsten sind nach meinem Empfinden die erste und die letzte Variante.


 

Wie zeigt sich die Angst?

Oft höre ich den Satz „Aber Übergeben mag doch niemand. Das findet doch fast jeder ekelhaft.“ Ja, das stimmt. Aber nicht jeder würde sich lieber eigenhändig den Arm brechen, wenn dadurch das Übergeben abgewendet werden könnte. Ich habe keine Angst oder einfach nur Ekel. Ich habe blanke Panik. Wenn mir schlecht wird reagiere ich ab einer bestimmten Intensität mit Zittern, Schweißausbrüchen, Fluchtreflexen, Übelkeit (ja, ist der Brüller, ich weiß) und noch ein paar Begleiterscheinungen wie einer sehr übersteigerten Wahrnehmung von Geräuschen, Gerüchen und optischen Reizen, was die Panikattacke noch unangenehmer macht. Ich neige außerdem dazu, mir Schmerzen zuzufügen (kneifen, starkes kneten der Hände, schlagen) um die Angst zu überlagern bzw. zu durchbrechen. Ich versuche mir das abzugewöhnen, aber je nach Stärke der Attacke ist das leider nicht so einfach. Generell ist mir deutlich häufiger schlecht als anderen Menschen. Diese Übelkeit ist rein psychosomatisch, obwohl mir mit der Aussage keiner zu kommen braucht, wenn ich Panik habe. Es gab Zeiten, da war mir mehrere Stunden am Tag schlecht. Mitterweile gibt es auch sehr viele Tage, an denen mir gar nicht schlecht ist. Es ist zwar seit vielen Jahren ein Wechsel zwischen besseren und schlechteren Zeiten, aber so stark wie als Jugendliche oder mit Anfang 20 ist es nicht wieder geworden.



Trigger

Nicht alles Genannte ist heute noch so stark ausgeprägt wie es mal war, anderes ist schlimmer geworden. Das hat sich mit der Zeit oft gewandelt. Generell habe ich in all diesen Situationen Angst, dass mir schlecht werden könnte und ich mich übergeben könnte. Tatsächlich wird mir durch die Angst dann meist erst recht schlecht, was ziemlich frustrierend ist. (Ich habe mich seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr übergeben. War damals ein Sonnenstich. Drei Mal dürft ihr raten, wie ich zu längerem Aufenthalt in der Sonne stehe.) Im Grunde gehe ich in viele Situationen schon mit einer Angst vor der Angst rein. Nahezu alles was ich im Folgenden nenne, haben mir gegenüber auch schon andere Betroffene als Trigger genannt. Aber da ist jeder natürlich etwas unterschiedlich.

Räume, aus denen ich nicht einfach weg kann. 

Sei es durch physische oder gesellschaftliche Gründe (Theater, Kino, Bus, Zug, Auto, Flugzeug, Seilbahn, Konferenzen/Besprechungen/Unterricht, Restaurants…). Je mehr Menschen mit mir dort sind, desto schlimmer. Je fremder mir die Menschen sind, desto schlimmer. Eine fehlende Toilette oder ein tatsächlich fehlende Möglichkeit rauszugehen, macht es noch unangenehmer (volle Seilbahnen, der Horror!). Wenn ich kurz vorher oder vor Ort gezwungen bin, was zu essen, wird es richtig schlimm. Essen gehen und danach ins Kino, oder Essen gehen und danach mit dem Auto oder sogar mit einem Bus nach Hause. Beides meine ganz persönlichen Highlights. Wenn ihr mit mir zusammen in einem Gebäude seid und wissen wollt, wo das nächste Klo ist und wo es am schnellsten raus geht, fragt mich. Ist bei einem längeren Aufenthalt grundsätzlich das erste was ich beim Betreten checke.

Essen, an dem was „dran“ sein könnte.
Früher war jedes Essen, das ich nicht selbst gekauft und zubereitet habe, ein Problem. Essen gehen war immer eine Herausforderung (Fremde Menschen, Gefühl von eingesperrt sein, Essen könnte schlecht sein). Ich habe lange Zeit viele Lebensmittel bzw. Zubereitungsarten vermieden und einiges mache ich heute noch (rohe Eier, roher Fisch, eine Zeitlang Fleisch und Fisch generell, ungenügend gekühlte Lebensmittel, abgelaufene Lebensmittel). Mittlerweile hängt es aber von der Tagesform ab. Mal kann ich Sushi essen, mal nicht. Mal esse ich das Mousse vom Buffet, manchmal nicht (oder ich erkundige mich nach dem Rezept um herauszufinden, ob rohes Ei drin ist, weil es mir unangenehm ist, es direkt zu fragen). Wenn mir jemand erzählt hat, dass er nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel erbrechen musste, kann es vorkommen, dass ich diese auch eine Zeitlang nicht mehr esse.

Krankheiten
Wenn mal wieder Noro oder Magen-Darm umgeht, würde ich mich gerne zu Hause einschließen. Geht aber nicht. Ich wasche mir dann oft die Hände, trage in kühleren Jahreszeiten Handschuhe und versuche, mich von Kranken fern zu halten (mein persönlicher Liebling: Menschen die mir erst nach der Umarmung sagen, dass sie gerade erst MD/Noro hatten). Generell haben Emetophobiker große Angst vor Keimen. Früher habe ich darum nur im Notfall öffentliche Toiletten benutzt (und weil ich Angst hatte/habe, dass sich jemand nebenan übergibt.) und fasse teilweise nicht gerne Türklinken oder Haltegriffe an. Doof ist auch, wenn man krank ist und die Untersuchungsmethode ein Trigger ist. Ich kann bei der Untersuchung von Halsentzündungen meine Zunge so wegklappen und meinen Mund derartig aufreißen, dass der Arzt bis zum Darm durch gucken kann, ohne diesen grässlichen Spatel irgendwo rein stecken zu müssen (ich habe einen SEHR ausgeprägten Würgereiz). Schön war auch, als mit einer kleinen Kamera meine Stimmbänder untersucht werden sollten. Ich habe die Ärztin fast angesprungen. Zahnärzte sind ebenfalls der Hit. Was ich mache, wenn mal wieder irgendwann eine Magenspiegelung dran sein sollte, weiß ich noch nicht (eine hatte ich schon). Meine Angst vor der Vollnarkose ist nämlich auch nicht zu verachten.

Medikamente
Ein Problem sind für mich neue Medikamente, denn in jeder gottverdammten Packungsbeilage stehen Übelkeit und Erbrechen ganz vorne. Ich habe also schon teilweise Medikamente nicht genommen, weil ich Angst vor den Nebenwirkungen hatte. Ein Problem können aber auch Medikamente sein, die man gegen die Übelkeit nimmt. Viele Emetophobiker haben immer etwas gegen Übelkeit bei sich, was im schlimmsten Fall zur psychischen oder physischen Abhängigkeit führen kann (beliebt ist MCP, Vomex oder Iberogast). Ich nehme im Moment recht selten was, aber eine gewisse psychische Abhängigkeit kann ich nicht leugnen, da ich nervös werden kann, wenn ich kein Vomex dabei habe.

Schwangerschaft und Kinder
Ist eigentlich klar, oder? Die Mehrheit der Emetophobiker sind Frauen und viele haben Angst, schwanger zu werden. Morgenübelkeit, Geburt und später natürlich die Frage: Was mache ich wenn mein Kind kotzt? (schreiend weglaufen ist halt keine Option) Von den Möglichkeiten der Ansteckung beim Kind will ich jetzt gar nicht anfangen. Teilweise halten sich Emetophobiker generell von Kindern und auch von Schwangeren fern, weil sie bei beiden eine erhöhte Gefahr sehen, dass diese sich übergeben könnten. Hatte ich auch mal, ist aber mittlerweile kaum noch ein Thema. Obwohl es mir bei Kindern teilweise noch schwer fällt. Durch Übung habe ich aber zumindest kaum noch Probleme mit Säuglingen die Milch spucken. Außer ich habe nen richtig schlechten Tag.

Orte wo Menschen kotzen könnten
Ist ein Vermeidungsverhalten, was bei mir gar nicht so stark ausgeprägt ist, aber vorhanden ist es definitiv. Veranstaltungen mit übermäßigem Alkoholkonsum sind für mich nicht so lustig. Flugzeuge mag ich ebenfalls nicht gerne und ich hatte auch schon auf zwei Flügen das Vergnügen, in der Nähe einer Person mit Reiseübelkeit zu sitzen. Generell zucke ich gerne mal zusammen, wenn jemand komisch oder sehr intensiv hustet oder sich abrupt nach unten beugt (meist um was aus dem auf der Erde stehenden Rucksack zu holen, aber das erkenne ich halt erst, nachdem mir das Herz stehen geblieben ist).

Der eigene Körper
Husten, Räuspern, Aufstoßen, können bei mir im schlimmsten Fall Panik auslösen. Komische Bauchgeräusche mittlerweile nicht mehr, denn mein Bauch gluckert und blubbert den ganzen Tag derartig laut vor sich hin, dass ich sonst im permanenten Ausnahmezustand wäre. Generell beobachten sich Emetophobiker sehr akribisch. Eine Betroffene nanne es mal "befindlichkeitsfixiert", was ich sehr treffend finde.

Im Gespräch
Leider kann mir auch vom Sprechen über das Übergeben oder vergleichbares schlecht werden. Generell bei ekelhaften Themen, was aber wieder sehr von den Umständen (wie wohl fühle ich mich an dem Ort, mit den Menschen) und meiner Tagesform abhängt. Wenn jemand im Gespräch Übergeben mit Mimik und Gestik andeutet, ist das allerdings für mich selbst an guten Tagen eher schwierig.



Was tue ich dagegen?

Therapien haben bei mir in der Hinsicht bisher nicht übermäßig viel gebracht, aber ich fürchte, dass bisher auch kein Therapeut die Phobie wirklich ernst genommen hat. Sie haben aber andere Probleme gemildert und mich dadurch insgesamt selbstbewusster gemacht, was dann wiederum den Umgang mit der Phobie deutlich erleiterte. Einige schwören ja auf Konfrontation, aber ich kriege schon beim Gedanken an Kotzvideos derartiges Herzrasen, das ich das einfach nicht bringen würde. Allerdings habe ich in einzelnen Momenten bei mir eine Art Faszination des Grauens bemerkt, was mich ein bisschen irritiert. Dann starre ich bewusst auf Kotzlachen oder Menschen, die sich in der Ferne übergeben. (die Betonung liegt auf "Ferne")

Meine Therapeutin sagte mir mal, dass ich trotz meiner Phobie wenig generelles Vermeidungsverhalten zeige bzw. zeigte. Ich bin halt früher trotzdem mit dem Reisebus zum Musicalausflug meiner Schule gefahren. (Freiwillig. Es war keine Pflichtveranstaltung.) Ich fahre trotzdem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, gehe ins Kino und Theater (mittlerweile aber nur noch auf Randplätze, damit ich schnell weg kann) und nehme allgemein am Leben teil. Es war für mich nie eine Option, mich vollständig zu verkriechen. Vielleicht weil ich durch meine Mutter immer vorgelebt bekam, dass man auch trotz Krankheit viel erleben kann. Aber ich habe leider auch Menschen kennen gelernt, die die Phobie an ihr zu Hause gefesselt hat oder die nur noch mit Mühe unter Menschen gehen können.


Früher habe ich in und um angstauslösende Situationen nichts gegessen, weil ich mir einbildete, dass man mit leerem Magen nicht kotzen kann (mein stärkstes Vermeidungsverhalten). Dieser Selbstbetrug funktioniert leider heute nicht mehr ganz so gut, aber ein relativ leerer Magen macht für mich trotzdem immer noch vieles einfacher. Durch das oft sehr seltsame Essverhalten wird Emetophobikern gerne eine Esstörung diagnostiziert, was aber eben meist nur eine Folge der Phobie ist. War bei mir auch der Fall, als mein Essverhalten mit ca. 17 zu sehr aus dem Ruder lief und ich stark abgenommen hatte. Auch eine Sozialphobie gesellt sich bei Emetophobikern gerne dazu. Diese Diagnose bekam ich als ich ca. 18 war, zusammen mit besagter Essstörung und Depressionen. Die Emetophobie wurde nicht erkannt. Auch Zwangsstörungen (z.B. Waschzwang) können mit der Emetophobie auftauchen.
 

Bei Panikattacken sagt man meist, dass man in der Situation bleiben soll um zu sehen, dass nichts passiert. Manchmal habe ich eh keine Wahl, weil ich nicht weg komme, aber wenn es geht, quäle ich mich nicht und verschwinde zumindest kurz. Verschwinden kann auch bedeuten, dass ich mich mit Hilfe von Kopfhörern (ich gehe nie ohne Handy und Kopfhörer in potentiell schwierige Situationen) weg beame. Handyspiele gehen auch gut. Wenn ich nichts dergleichen habe, konzentriere ich mich auf Kleinigkeiten. Irgendwelche Gegenstände in meiner Nähe, die ich im Idealfall auch anfassen kann. Dieses Fokussieren hilft mir, nicht völlig in Panik auszubrechen. Ich werde auch mal die Fidget Spinner näher anschauen. Die haben glaube ich Potential und man fällt kaum noch auf damit. 

Zu Anfang war es schön, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen und es hat mir sehr geholfen. Mittlerweile halte ich mich ehrlich gesagt von Mailinglisten und Foren fern, da sie meine Situation meist eher verschlechtern. Auch diese Erfahrung kenne ich von anderen (nicht nur Emetophobikern). Man beschäftigt sich dann so intensiv mit der Angst, dass sie im Alltag größer wird, weil man mehr darüber nachdenkt. Auch das Schreiben dieses Textes merke ich bereits. Allerdings nicht nur im negativen Sinne. Ich realisiere auch, wie schlecht es mir mal ging und wie gut es mir im Vergleich heute geht. Dafür gibt es jetzt anderes ... aber irgendwas ist ja immer.



Was können andere tun?

Ich finde es total in Ordnung, wenn selbst eingeweihte Menschen in meiner Umgebung nicht ständig dran denken, dass etwas für mich unangenehm sein könnte. Ich finde es toll wenn sie es tun, erwarte es aber nicht (Ehrlich gesagt möchte ich dann meist in Tränen ausbrechen, weil ich so gerührt bin. Einfach weil es immer noch ungewohnt ist, dass andere darauf Rücksicht nehmen. Das Gefühl in solchen Momenten ist sehr überwältigend und schwer zu beschreiben.) Generell reicht es, wenn ich mir da selbst nen Kopf drum mache. Eigentlich liegt es eher bei mir, dass ich mich äußere, wenn etwas nicht geht, bzw. anders angenehmer für mich wäre. Wenn ich aber den Mut aufbringe es zu äußern, wäre Verständnis sehr nett, weil ich mir halt schon blöd genug vorkomme. Und im Zweifelsfall nachfragen, wenn man sich nicht sicher ist, welches Verhalten hilft (generell bei allen Menschen). Was brauchst du jetzt? Was kann ich anders machen? Wenn ich eine Panikattacke habe, werde ich z.B. meist nicht gerne angefasst oder sogar festgehalten, außer ich suche den Kontakt. Umarmungen sind nett gemeint, aber oft extrem kontraproduktiv. Man kann mir dann helfen, indem man mich aus der Situation raus holt. Im Idealfall physisch oder durch Ablenkung.
("Komm, wir gehen mal ein Stück!" "Komm, wir gucken mal nach XY." "Was hast du eigentlich letztes Wochenende so gemacht?") Gerade wenn alle anderen nicht Bescheid wissen, ist es für mich sehr angenehm, mir nicht selbst die Ausrede einfallen lassen zu müssen. Ich habe da immer noch eine Szene im Kopf, als ich vor vielen Jahren auf einem Mittelaltermarkt von jemandem sehr geistesgegenwärtig aus einer sehr unangenehmen Situation gerettet wurde (Danke Centi!).



Wie lebe ich mit der Phobie?

Da ich nicht weiß, wie ich ohne die Angst leben würde, weil ich mich an die Zeit davor nicht erinnern kann, kann ich nur sagen, wie ich mit ihr lebe. Sie ist immer noch omnipräsent, wenn auch nicht mehr annähernd so stark wie früher. Es vergeht aber trotzdem kaum ein Tag und manchmal kaum eine Stunde, in der sie keine Rolle spielt. Das passiert schon ganz automatisch. Wie sehr mich das einschränkt, ist unterschiedlich. Im Alltag mittlerweile recht wenig, aber bei allem was vom Alltag abweicht, kann es auch schon mehr sein. Manchmal wird mir schwindelig, wenn ich daran denke, was ich mit der Energie alles anfangen könnte, die ich in Ängste stecke. Dann rufe ich mir aber ins Gedächtnis, was ich alles TROTZ der Ängste gemacht habe und ich fühle mich etwas besser. Generell, und das ist nach meiner Erfahrung für viele schwer zu verstehen, gibt es kaum eine Unternehmung, in der nicht zumindest ein kleines bisschen Angst mitschwingt. Ich weiß nicht wie es ist, einen Ausflug, ein Ereignis, einfach nur zu genießen, weil ich das noch nie erlebt habe. Angst ist mein ständiger Begleiter, egal was ich tue (Ängste sind zudem Herdentiere und meine sind leider ganz besonders gesellig, daher hat die Emetophobie ein paar Kumpels mitgebracht
). Aber ich kenne es halt nicht anders, darum wird mir das Ausmaß meist nur bewusst, wenn ich die Reaktionen anderer sehe, denen ich davon erzähle.


 

Das war mein kleiner Seelenstriptease zum Thema Phobie.
Mir ist am Schluss (vor allem für Betroffene) noch wichtig zu vermitteln, dass es mir um ein Vielfaches besser geht, seit ich meine Probleme nicht mehr jedem gegenüber verschweige und seit ich mir Hilfe suche (professionelle und auch solche von Freunden, Bekannten, Verwandten). Damit meine ich nicht, dass ich meine Probleme jedem auf die Nase binde, der mir begegnet. Aber sich Menschen anzuvertrauen und offen zu Einschränkungen und Problemen zu stehen, hat mir vieles erleichtert. Es ist befreiend, weil ich meine Gefühle nicht verstecken muss und mehr ich selbst sein kann. Leider gelingt es mir außerhalb von Therapien nicht in jedem Fall, aber immer wenn ich es schaffe, ist die Erfahrung in Bezug auf die Reaktion der Menschen bisher positiv gewesen. Leider weiß ich auch, dass das nicht immer die Regel ist. Ich hatte da viel Glück. Wenn ihr euch in mehr Offenheit üben wollt, versucht es zunächst bei Menschen, denen ihr vertraut und bei denen ihr euch wohl(er) fühlt. Das müssen keine Menschen sein, die euch nahe stehen. Manchmal ist es auch leichter, den Anfang mit jemandem zu machen, der eine größere Distanz zu euch hat. Und sollte sich ein ungutes Gefühl hinterher einstellen, eine Angst oder sogar Panik, zu viel preisgegeben zu haben, kann ich zumindest nach meiner Erfahrung sagen, dass das recht normal ist. Die ersten Schritte in eine größere Offenheit fühlen sich, egal wie großartig das Gegenüber reagiert, meist nicht besonders schön an. Ich fühle mich dann nackt und angreifbar, will es ungeschehen machen. Weil ich normal sein will, als normal betrachtet werden will. Ich will nicht hervorstechen, sondern in der Masse der Normalen verschwinden. Ich möchte nicht, dass mich jemand anschaut und sofort erkennt, dass ich z.B. gerade kurz vor der Panik bin (auch wenn das ja eigentlich nützlich sein kann). Das ließ mit jedem Mal etwas mehr nach, wird aber wieder stärker, sobald ich mich eine Zeitlang wieder mehr verschließe. Doch insgesamt tut mir dieser Weg gut. Er ist allerdings lang und recht anstrengend, weil man sich immer wieder dazu überwinden muss. Sich verstecken ist so vertraut, so leicht, aber eben auch sehr sehr einsam.


Danke fürs Lesen und danke, wenn ihr es weiter erzählt, sollte euch mal ein potentieller Emetophobiker über den Weg laufen, der noch keinen Namen dafür gefunden hat. Es löst keine Probleme, aber es fühlt sich in dem Moment unbeschreiblich gut an.
 

Links zum Thema


Sehr guter Wikipedia-Eintrag
 
Weitere Beschreibung von Emetophobie (auch wenn ich darin nicht alles unterschreiben würde)

Seite der Initiative Get-Together mit weiteren Infos und einem Forum für Betroffene
  (Das Forum ist recht tot, aber zum Nachlesen taugt es)

Test: Habe ich möglicherweise Emetophobie?


Artikel auf Spiegel Online

Bericht einer sehr stark Betroffenen (Einiges davon könnte von mir kommen. Das mit dem Typen und der Machete, das mit den längeren Reisewegen oder die durchwachte Nacht nach der Einnahme von Medikamenten. Generell war es bei mir aber nie derartig extrem. Generelle Suizidgedanken sind mir aber nicht fremd, auch wenn sie nie konkret waren.)

 

Sonntag, 22. Januar 2017

Liebster Award



Ich bin von Julie vor einiger Zeit mit dem Liebster Award beglückt worden. Vielen Dank, meine Liebe! Ich habe leider keine Plan, wen ich noch nominieren sollte, daher darf sich meine am Ende stehenden Fragen jeder holen wer will.


1. Was war das letzte Buch, das dich so richtig gefesselt hat?

Das passiert bei mir tatsächlich sehr selten, da ich anscheinend enorm wählerisch bin. Das letzte Buch (ich habe es noch nicht ganz durch), was mich sehr begeistert hat, war ein … Sachbuch? Comedy-Buch? … von Vince Ebert "Unberechenbar. Warum die Welt zu komplex ist um sie perfekt zu planen" Es hat mich tatsächlich gefesselt und ich kann es jedem empfehlen. Obwohl es teilweise auch ein wenig desillusionieren war. Ich kann es aber noch hin und wieder weglegen. Das letzte Buch, was ich fast gar nicht weglegen mochte, war Fingerhutsommer von Ben Aaronovitch. Ist aber schon länger her, dass ich es gelesen habe. Fiebere schon sehr dem nächsten Band entgegen.


2. Dein schönstes Erlebnis im letzten Jahr?

Puh. Das ist nicht einfach zu beantworten, wenn ich mir das Jahr so anschaue. Allerdings müsste es ja dadurch um so leichter sein, weil die positiven Dinge sehr herausstechen sollten. Mir fallen tatsächlich ein paar Highlights ein, wobei ich gerade natürlich Probleme habe, davon das Schönste auszuwählen. Ich cheate mal ein wenig, und zähle … 5 auf, ok? 

  • Das Gefühl auf dem Osterfelderkopf, als wir dem Ehepaar gesagt haben, dass wir vom Tal hoch gelaufen sind und ihr Blick dabei. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht glaubte, jemals wieder von der Bank aufstehen zu können und es mir körperlich nicht sooo prickelnd ging.
  • Das Gefühl, als wir zum Zelten nach Marburg eingeladen worden sind und natürlich das Zelten selbst.
  • Die Nachricht, dass eine sehr alte und gute Freundin umzieht und so nah wohnt, wie seit unserer Kindheit nicht mehr.
  • Der Besuch bei meiner Cousine, weil einfach alles so flauschig, ruhig und perfekt war.
  • Meine kleinen oder eher großen Erfolge im Bereich „Menschen“. Ich habe viele für mich riesige Schritte auf andere zu gemacht (für andere wären die eher ... lachhaft, aber hey). Nicht immer erfolgreich, aber ich habe sie gemacht und es sind ganz wundervolle Momente der Nähe für mich dadurch entstanden. 


3. Welchem Harry Potter Haus fühlst du dich zugehörig?

Definitiv Huffelpuff. Ich schätze ruhige Abende im Gemeinschaftsraum mehr als Abenteuer.


4. Wenn du eine Sache in deinem Leben ändern könntest, was wäre das?

Ich finde diese Frage immer sehr schwierig. Es gibt eine Menge Dinge in meinem Leben, die ich liebend gerne ändern möchte. Viele davon hängen an einem bestimmten Ereignis in meiner Vergangenheit. Aber auf der anderen Seite wäre ich dann nicht die, die ich heute bin. Ich wäre wahrscheinlich ein komplett anderer Mensch, wenn meine Mutter nicht krank geworden wäre. Aber es gibt Aspekte meiner Persönlichkeit, die ich ohne ihre Krankheit sicher nicht hätte, die ich aber mag. Wahrscheinlich würde ich aber trotzdem das Risiko eingehen, wenn ich die Möglichkeit tatsächlich hätte. 


5. In welcher Sci-Fi-Welt würdest du gern leben?

Die Meisten finde ich gar nicht so lebenswert. Dr. Who wäre spannend, genauso wie Warehouse 13. Aber leider auch oft ziemlich lebensgefährlich. Also noch lebensgefährlicher als das Leben eh schon ist. Generell würde ich zu einer tendieren, die eher hier auf der Erde nur in einer anderen Zeit oder Realität stattfindet. Obwohl natürlich Reisen zu anderen Planeten auch einen gewissen Reiz haben.


6. Hast du eine „Bucket list“ von Dingen, die du in diesem Leben noch machen möchtest? Wenn ja, würdest du einen Punkt davon teilen?

Habe ich. Ein Punkt darauf ist, eine Woche lang in einer abgelegenen Hütte ohne Wasser und Strom zu leben. Bevorzugt irgendwo in den Bergen. (Ha! Ich habe es geschafft, nur eine Sache zu nennen! \o/)


7. Wenn du nicht mehr arbeiten gehen müsstest, um deinen Lebensstandard mindestens zu halten, würdest du es trotzdem tun?

Irgendwie finde ich das Wort arbeiten schwierig. Ich würde definitiv nicht mehr das tun, was ich heute tue und wenn ich genauso viel Geld zur Verfügung hätte wie heute, würde ich für mein Tun auch kein Geld mehr verlangen. Aber ich würde auch nicht den ganzen Tag lesen, fernsehen, spazieren gehen oder Computer spielen. Ich würde weiter etwas tun, was in irgendeiner Form anderen Menschen nutzt. Sei es, dass ich etwas herstelle, Wissen vermittle oder helfe. Aber es fühlt sich für mich nicht wie etwas an, was ich als Arbeit bezeichnen würde, weil das Wort für mich eine Konnotation hat, die ich nicht mag. Sagen wir, ich würde weiterhin meinen Beitrag zum menschlichen Zusammenleben leisten. Einfach weil es mir gut tut und ich es richtig finde. Aber es wäre eben etwas völlig anderes als das, was ich jetzt tue. 


8. Eine fiktionale Gestalt, der du unbedingt mal begegnen wollen würdest?

Da kann ich gar keine konkrete nennen. Es ist mir bei vielen Charakteren bereits der Gedanke gekommen, dass ich diese Person gerne mal wirklich treffen möchte, aber da sticht keine besonders heraus. Als Kind und Jugendliche hatte ich diesen Wunsch deutlich häufiger. Da waren meine Favoriten die rote Zora und Ronja Räubertochter. 



9. Wofür hättest du gerne mehr Zeit?

Ich hätte gerne mehr Zeit dafür, mir für Dinge mehr Zeit lassen zu können. Ich möchte gerne ineffizienter sein, mehr trödeln können. Vieles von dem was ich tue ist schon eine tolle Sache, aber ich möchte es gerne mehr ausdehnen und zelebrieren. Möchte es langsamer machen, mehr fühlen, weniger abarbeiten. Selbst Sachen, auf die ich keine Lust habe, wären mit mehr Zeit viel weniger unangenehm.


10. Wie sieht dein perfekter Tag nur für dich ganz allein aus?

Ich wache recht früh auf (heißt für mich zwischen 6 und 7). Das ist dann aber auch schon der einzige feste Bestandteil meines perfekten Tags. Im Grunde wird es ab hier schwierig weiter zu schreiben, denn ich weiß nicht, was jetzt folgt. Die Perfektion eines Tages besteht bei mir nicht darin was ich tue, sondern wie und warum ich etwas tue. Jeder Tag kann für mich perfekt sein, wenn ich das getan habe, was sich in jedem einzelnen Augenblick gut angefühlt hat. Das kann alles sein. Meist sind es viele verschiedene Dinge, da ich mich wohler fühle, wenn ich häufiger mal meine Tätigkeit wechsle. Es könnte sein, dass ich Spaß an etwas Nützlichem habe, wie Aufräumen, Ausmisten oder Putzen. Kann vorkommen. Ich könnte Backen, Kochen, Nähen, Sport machen, Singen, spazieren gehen, Rad fahren, eine neue Gegend erkunden, Meditieren, in Erinnerungsstücken schwelgen, ein Bad nehmen, Tanzen, Musik hören, ein neues Hobby ausprobieren (die Warteliste ist lang), Zimmer umdekorieren oder komplett umstellen, im Garten arbeiten, zu einer Veranstaltung gehen, malen, Computer spielen, schreiben, basteln… Es ist nicht vorhersehbar. Hauptsache ich will genau das in genau dem Moment tun.


11. Deine persönliche Taktik für mehr Menschlichkeit in dieser Welt?

Ich versuche möglichst alle Menschen, mit denen ich irgendwie in Kontakt komme, als gleichwertige Menschen wahrzunehmen. Mit Wünschen, Bedürfnissen, Ängsten, Stärken und Schwächen. Ich versuche zu helfen, wenn ich sehe, dass jemand Hilfe braucht. Ich schaue Menschen an, mit denen ich interagiere, wie z.B. an der Supermarktkasse. Ich möchte, dass der Mensch hinter der Kasse merkt, dass ich ihn als Menschen wahrnehme und nicht als Automat. Auch in negativen Situationen bemühe ich mich, so zu denken. Ich will damit nicht das Handeln der anderen entschuldigen. Es geht mir insgesamt nicht darum, jedes Verhalten der anderen einfach hinzunehmen. Doch wenn ich im Hinterkopf habe, dass dieser Mensch auch ein Leben außerhalb der konkreten Situation hat, eine Vergangenheit hat, dann sehe ich alles etwas anders. Ich schaffe es oft, nicht vorschnell zu verurteilen. Denn im Grunde weiß ich ja über die Person nichts, außer dass sie mir vielleicht gerade dumm kommt oder mich einschränkt. So häufen sich die Situationen, in denen ich weniger Wut und mehr Mitleid oder Verständnis empfinde. Ich bemühe mich, Menschen so sein zu lassen, wie sie sind und nur wenn ich dadurch starke Einschränkungen oder Gefahr sehe, zu handeln.

Um unmenschliche Arbeitsbedingungen so wenig wie möglich zu fördern, kaufe ich möglichst viele Textilien (Kleidung, Heimtextilien) fair oder gebraucht. Das klappt bei ca. 90% der Sachen. Lebensmittel versuche ich möglichst oft bio zu kaufen. Das klappt allerdings nicht so häufig wie ich gerne hätte, weil der Bioladen nicht gerade auf meinem Weg liegt. Insgesamt achte ich auf einen maßvollen, gezielten Konsum und vermeide blindes Kaufen. Mein Traum ist es zusätzlich, irgendwann ehrenamtlich zu arbeiten, aber bisher weiß ich nicht was und vor allem auch nicht wann. Das steht aber noch auf meiner To-Do-Liste. Spätestens bei der nächsten Beförderung, wenn ich meine Arbeitszeit weiter reduziere. 


Meine Fragen:
1. Wie geht es dir besser? Mit einem gut geplanten Tag, oder wenn du alles spontan entscheidest und auf dich zukommen lässt?

2. Wer trifft die Entscheidungen, was du isst? Dein Appetit oder dein Verstand?

3. Rasierst du dir die Beine? Wenn nicht, wie waren bisher die Reaktionen deiner Umgebung? (Für Männer: Wie stehst du zu der gesellschaftlichen "Regel" dass Frauenbeine rasiert sein müssen?)

4. Bist du eher jemand, der auf Nummer sicher geht, oder liebst du die Ungewissheit/das Risiko?

5. Urlaub zu Hause oder weg fahren. Was entspannt dich mehr?

6. Schreibst du Tagebuch oder hast du es jemals getan?

7. Welches Gefühl hast du, aber magst du nicht? Welches Gefühl hast du selten/nie aber möchtest du haben?

8. Was würdest du an einem total verregneten Sonntag machen?

9. Wenn du einen Tag einer heute lebenden Person aus nächster Nähe miterleben könntest, für wen würdest du dich entscheiden?

10. Bei welcher Art dich fortzubewegen fühlst du dich am wohlsten? Auto, Fahrrad, zu Fuß, Flugzeug, Bahn, Bus, sonstige? Warum?

11. Hast du schon mal etwas nicht gemacht, weil du weißt, dass es nicht "altersgemäß" ist?

Samstag, 15. Oktober 2016

Bananenbrot


Normalerweise teste ich Rezepte ein paar Mal, bevor ich darüber schreibe. Das hier fand ich aber gleich beim ersten Mal so dermaßen lecker, dass ich mich traue, es sofort weiter zu geben. Ich habe noch nie vorher Bananenbrot gebacken aber schon öfter von vielen Seiten gehört, wie lecker das ist. Da ich teilweise Zutaten nicht da hatte und nicht noch mal einkaufen gehen wollte, bzw. mir einige Rezepte auch nicht gefielen, habe ich mir eins zusammen gestückelt.

Zutaten

350 g richtig reife Bananen (also mit braunen Punkten, ohne Schale gewogen)
80 g Kokosöl (wenn ihr keins habt, könnt ihr auch Rapsöl oder Sonnenblumenöl nehmen)
60 g Zucker (es geht aber sicher auch mit anderen Süßmitteln)
200 g Dinkelvollkornmehl
1 TL Vanilleextrakt
1 TL Zimt
2 TL Backpulver
50 ml Wasser
1 Prise Salz

Zubereitung

Backofen auf 180°C Umluft vorheizen.

Mehl, Backpulver und Zimt vermischen und beiseite stellen. Bananen entweder mit einer Gabel zerdrücken oder pürieren (ich habe sie püriert, weil ich ein sehr feines Brot ohne Stückchen haben wollte). Zucker, Salz, Vanilleextrakt, Wasser und geschmolzenes Kokosöl unter die Bananen rühren. Dann die restlichen trockenen Zutaten unterrühren, bis alles gut vermischt ist. Eine kleine Kastenform einfetten und den Teig hinein schütten.

Ca. 35-45 Minuten backen. Ich empfehle mit einem Stäbchen zu testen, ob es durch ist.

Es schmeckt warm sehr gut, aber auch wenn es abgekühlt ist. Ich esse es mit Butter, Mandelmus, Erdnussbutter, Nuss-Nougat-Creme oder Honig. Es ist aber so saftig, dass es auch ohne alles sehr lecker ist. Ich könnte mir vorstellen, auch mal gehackte oder gemahlene Nüsse rein zu tun.

Sonntag, 18. September 2016

Vom Filofax zum Bullet Journal - Fazit nach einem halben Jahr

Ich habe meinen Filofax wirklich lange benutzt und geliebt, bzw. ich benutze ihn immer noch für andere Zwecke. Allerdings muss ich sagen, dass ich unendlich froh bin, zum Bullet Journal gewechselt zu sein, da es mir heute mehr entspricht. Im April habe ich angefangen und bin immer noch begeistert.

Wer jetzt große Fragezeichen im Gesicht hat: Hier schreibe ich über die Nutzung meines Filofax und hier gibt es eine grundlegende Einführung ins Bullet Journal. Letzteres ist zwar von der Idee her sehr minimalistisch, wird aber mindestens genauso vielfältig und unterschiedlich genutzt, wie ein Filofax. Sehr künstlerische Bullet Journals findet man z.B. bei Boho Berry und wenn man einfach die Google Bildersuche benutzt.

Was finde ich denn nun am Bullet Journal besser als am Filofax?

1. Ich bin ein unsteter Mensch. Es gibt Tage, da schreibe ich nix in meinen Planer und Tage, an denen ist dort sehr viel los. Beim Filofax habe ich mit der Zeit regelrecht ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ein Tag leer blieb. Der Platz ist vorgeplant, also ist er leer, wenn ich nichts aufschreibe. Kleinere Tagesspalten wollte ich aber nicht machen, denn an anderen Tagen wäre es dann zu wenig Platz gewesen. Auch die Art wie ich etwas aufschreibe ist bei mir unterschiedlich. Die Seiten für meinen Filofax habe ich aber oft am Computer erstellt und im voraus ausgedruckt. Eine Umstellung des Systems fand ich oft aufwändig und nicht so schnell umsetzbar. Beim Bullet Journal wird dieses Unstete besser aufgenommen und ich bin flexibler.

2. Meine Interessen in Bezug auf Kreativität haben sich verschoben. Ich liebte es, am Computer Seiten für meinen Filofax zu erstellen. Mittlerweile beschäftige ich mich aber lieber mit allem, was ich mit der Hand zeichnen oder schreiben kann. Daher entspricht das Bullet Journal mehr meinen derzeitigen Interessen.

3. Ich liebe Notizbücher. Das war schon immer so. Und darum liebe ich mein Bullet Journal. Dazu kommt, dass ich beim Bullet Journal für den gleichen Platz pro Seite weniger Volumen in der Tasche habe. Ich habe einen A5-Filofax und das ist echt groß. Kleiner wollte ich aber nicht mehr gehen.

Und nun zu meinem Bullet Journal und wie ich es nutze.

Ich habe ein Notizbuch von Leutturm 1917 (A5, dotted). Ich mag die Notizbücher dieser Marke gerne, da sie durchnummerierte Seiten haben, ein vorgedrucktes Inhaltsverzeichnis, mehrere Einlegebändchen und weil es sie in der gepunkteten Version gibt, die ich lieber mag als Linien oder Karos. Mittlerweile haben sie sogar ein extra Bullet Journal heraus gebracht.




Auf der ersten Seite habe ich die Symbole aufgeschrieben, die ich verwenden will. Welche man da nutzt, ist natürlich jedem selbst überlassen.




Hier ist mein Inhaltsverzeichnis, an dem man sehen kann, welche Seiten ich neben den monatlichen habe. Packlisten für Urlaube, eine Übersicht über verschickte und erhaltene Briefe, längerfristige Aufgaben (ersetzt bei mir das Future Log) und generell Listen verschiedenster Art.




Monatlich habe ich eine Übersicht, deren rechte Seite sich aber gerade verändert. Ich probiere mit einer monatlichen To-Do-Liste herum, einer Liste der Dinge, die ich für mich machen möchte (wie die, die ich ja schon vorher hatte) und einem Bereich für allgemeine Notizen.




Dann kommen zwei Tracker, die ich die gesamte Zeit nahezu gleich beibehalten habe. Sehr praktisch.




Relativ neu (3 Monate bisher) ist der Futterplan, wie ich ihn nenne. Ich bin mit dem Layout noch nicht so zufrieden, aber generell finde ich es praktisch für die Essensplanung. Da muss ich aber noch ein bisschen dran herumprobieren.




Ja und dann kommen mehr oder weniger ausführlich meine täglichen Einträge. In den ersten Monaten habe ich sie noch relativ kreativ gestaltet, mittlerweile sind sie schlichter geworden. Nur die Überschriften gestalte ich noch etwas.