Freitag, 21. September 2012

Ein Übermaß an Service

Ich weiß aufmerksame, freundliche Mitarbeiter in Geschäften ja durchaus zu schätzen, aber wenn Beratungsfreudigkeit in Penetranz umschlägt, wünsche ich mir die ignorante Sorte zurück. Ich betrete ein Filiale einer speziellen Ladenkette um mir eine Strumpfhose zu kaufen. Über die Farbe bin ich noch völlig unentschlossen und schaue mir die Auslage an. Eine junge Frau kommt auf mich zu und fragt freundlich, ob sie helfen kann. Ich erwidere ebenso freundlich, dass ich mich nur umschaue. Sie nickt und geht. Ich bleibe vor einem Ständer mit bunten Strumpfhosen stehen und eine weitere Verkäuferin kommt und klärt mich darüber auf, dass ich von diesem Ständer 5 zum Preis von 4 kaufen kann. Mein Blick wandert zu dem Schild direkt vor mir das lautstark verkündet "5 zum Preis von 4". Ich muss mir ein ironisches "Ach wirklich?! Was sie nich sagen!" verkneifen, nicke nur mit einem leicht übertriebenen Lächeln und gehe zu den weinroten Strumpfhosen. Dort überlege ich, zu welchem meiner Röcke sie passen könnten, denn die Farbe mag ich sehr. Da erscheint die junge Dame vom Anfang und fragt, ob sie mir eine auspacken soll. Ich verneine. Das sei nicht nötig. Weiter zu den grauen Strumpfhosen. Eine schwarz gepunktete gefällt mir besonders gut und ich fasse sie kurz an (großer Fehler) und überlege ebenfalls, wozu sie passen könnte. Da erscheint die Dame wieder. "Soll ich Ihnen die Strumpfhose auspacken?" Ich verneine erneut, nun schon etwas genervt, und füge hinzu, dass ich mich nur in Bezug auf die Farbe nicht entscheiden könne und mir das Auspacken bei dieser Frage nicht weiterhelfen würde. Leider beeindruckte sie das wenig und sie machte die Banderole ab (nein, die Strumpfhosen waren nicht komplett eingepackt, sondern nur mit einem Pappstreifen zusammengehalten, was das Ganze noch unsinniger machte). Ich fasste die Strumpfhose resigniert an, bedankte mich und flüchtete aus dem Geschäft. Ich wollte ja wirklich etwas kaufen, aber wenn mir nicht mal die Zeit gegeben wird, mich in Ruhe umzuschauen und zu entscheiden (ich bin leider nicht so wahnsinnig entscheidungsfreudig), dann haben sie halt einen Kunden weniger. Wie gut, dass in den meisten Fällen doch noch das bekannte "Danke, ich schaue mich nur um" reicht. Aber bei dieser Kette scheinen die Mitarbeiter auf Penetranz geschult worden zu sein, denn das ist nicht das erste Mal, dass ich irgendwann entnervt aufgegeben habe.

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