Samstag, 5. Juni 2010

Das leidige Thema Arbeit

Manchmal habe ich das Gefühl, als sollte ich in meinem Leben etwas besonderes tun. Nicht wegen eines äußeren Zwangs, sondern einfach, weil ich es von innen heraus spüre. Und damit meine ich nicht etwas, das mich berühmt oder bekannt macht. Ganz bestimmt nicht. Ich meine etwas, in das ich meine Energie, meine Ideen, meine Hoffnungen stecken kann. Etwas, das mich elektrisiert. Das mich mitzieht, anzieht und morgens aus dem Bett treibt, voller Ungeduld, weiter machen zu dürfen. Es ist eine Kraftquelle und doch ist es meine eigene Kraft, die ich hinein stecke und die ich zehnfach zurück bekomme. Ich will, dass es mich in den Fingern juckt. Ich will die Zeit vergessen und hinein tauchen in mein Tun.

Doch wo finde ich so etwas? Über den Weg laufen tut es einem scheinbar nicht, oder es hat mich bisher immer verpasst. Aber wo suchen, wo anfangen? Wenn das Ziel nicht mehr das Wichtigste ist, sondern das Tun selbst einen fesselt, dann hat man es gefunden.

Und wieder mache ich mir Gedanken. Jobgedanken. Wie vielleicht der ein oder andere weiß: Ich mag meine Arbeit nicht sonderlich. Das liegt nicht daran, dass sie generell furchtbar, oder sinnlos ist, sondern weil ich nicht in diesen Job rein passe. Darum ergibt sich ja auch immer wieder die skurrile Situation, dass ich voller Begeisterung und in schillernsten Farben von meiner Arbeit reden kann, um dann im Nachsatz zu verkünden, dass ich jeden Tag mit Grusel zur Arbeit gehe. Klingt komisch, ist aber so. Ich finde den Job des Bundeskanzlers/der Bundeskanzlerin, eines Journalisten oder eines Chirurgen auch total sinnvoll, interessant und nicht wegzudenken, aber trotzdem würde ich ihn ums Verrecken nicht machen wollen. Get the point? Und darum würde ich meinen Job jedem Interessierten weiter empfehlen, der den Anschein macht, gut rein zu passen. Nur ich passe da ganz sicher nicht rein. Nun kommt mir immer wieder der Gedanke, ob ich in der Branche bleiben sollte und es nur einfach mal mit einem Standortwechsel versuche, oder was ganz anderes mache. Das ist aber nicht ganz so einfach, denn ich bin ein Beamtenschwein und mal ehrlich, es wäre doch schon blöd, so was in der heutigen Zeit aufzugeben, oder? Aber ohne es aufzugeben, sinkt die Auswahl der Stellen selbst in der gleichen Branche auf -3, was nicht so hilfreich ist. Dazu kommt, dass die Stellen, die mit Beamten besetzt werden, nicht gerade die sind, die mir so vorschweben. Ich könnte natürlich auch komplett umschulen und was ganz anderes machen, aber, glaubt es mir oder nicht, ich weiß nicht, was mir auch noch nach vielen Jahren Spaß machen würde. Was mir ein paar Monate oder auch ein Jahr lang gefällt, kann ich sagen: Fast alles. Es ist neu? Ich lerne was dazu? Ich mache was anderes als jetzt? Super! Her damit! Aber ich kann jetzt schon voraussagen, dass ich nach einiger Zeit am gleichen Punkt bin wie jetzt. Laaaangeweile. Ich brauche anscheinend so pervers viel Abwechslung, dass ich schon fast wieder arbeitsunfähig bin. Leider ist „Mädchen-für-alles“ kein anerkannter Ausbildungsberuf und taucht wohl nur in der Jobbeschreibung „Mutter“ auf, was natürlich auch eine Option wäre. Arbeitszeit reduzieren und nebenbei was anderes als Ausgleich machen hatte ich auch schon angedacht, aber selbst das gestaltet sich schwerer, als ich dachte. Fernstudium fände ich auch spannend, aber in vielen Fällen zu teuer. Da stellt sich dann auch wieder die Frage: Was?! Eins weiß ich aber zumindest. Ich werde nicht bis zum Ruhestand hier bleiben. Sollte ich keinen anderen Job finden, würde ich eh irgendwann den Verstand verlieren und frühzeitig ausscheiden und wenn ich einen anderen finde, bin ich ja nicht mehr hier. Logik die begeistert.

Ich habe das Gefühl, meine Zeit zu verlieren, indem ich jammere und klage, ohne zu tun. Ich laufe immer weiter, obwohl ich schon vor etlichen Kilometern gemerkt habe, dass dieser Weg falsch ist. Doch einfach abzubiegen, dafür fehlt mir die Kraft. Oder vielleicht einfach nur der Mut? 

Also falls jemand den ultimativen oder auch nicht ultimativen Tipp hat, wie man aus so einer Misere raus kommt, ohne einfach alles hin zu schmeißen und darauf zu vertrauen, dass einem schon irgendwann die Erleuchtung widerfährt, bin ich für alle Zeiten dankbar.

4 Kommentare:

  1. Bist du ich? Alter, das hätte Wort für Wort von mir sein können, besonders die Analogie von dem Weg, den man eigentlich schon vor einigen Kilometern hätte verlassen sollen. Ich habe leider auch noch nicht herausgefunden, wie man herausfindet, was man überhaupt will... :-/

    AntwortenLöschen
  2. Ich kenne das Gefühl der Langeweile auch, an den Punkt komme ich nach nur kurzer Zeit in jeden Job, auch wenn er eigentlich erfüllend und anspruchsvoll ist.
    Habe dann über die Fernuni Hagen ein berufsbegleitenden Fernstudium angefangen, das kann ich nur anraten. Fordernd, macht Spaß, zu bewältigen vom Umfang. Und nicht zu teuer, im Vergleich zu vielen Fortbildungen.

    AntwortenLöschen
  3. Nee, als ich zum letzten Mal in den Spiegel geschaut habe, war ich noch ich. ;-) Nunja, zumindest etwas, das entfernt an mich erinnert. War nicht so viel Schlaf letzte Nacht. Wie man heraus findet, was man will, weiß ich auch nicht. Aber die Bücher von Barbara Sher haben mir zumindest ein paar Erkenntnisse gebracht. Kann ich nur empfehlen.

    Was die Fernuni angeht, bin ich noch sehr hin und her gerissen. Ich würde da gerne mal was machen, selbst ohne Plan, was ich damit anfangen könnte. Einfach nur so. Aber mit einem Vollzeitjob kann ich mir das irgendwie nicht vorstellen. Wenn ich reduziere, kann ich mir aber die Uni nicht mehr leisten. Mal schauen. Vielleicht spare ich für so einen Zweck mal was.

    AntwortenLöschen
  4. Erin, was machst du denn als Fernstudium?

    Ich kann dich übrigens toootal gut verstehen, Nimiel! Auch grad diesen ersten Satz. Und viel zu oft denke ich mir: "Wieso hast du eigentlich nicht den Mut, einfach was radikal zu ändern?" Irgendwo kommt mir immer wieder Sicherheitsdenken in den Weg.

    Und das Problem des "was" stellt sich mir auch. Dahingehend bewundere und beneide ich meinen Freund, der ein ganz klares Berufsziel hat und darin vollkommen aufgeht. Darin, wo ich aufgehe, kann man leider nicht spontan Geld verdienen...

    AntwortenLöschen