Dienstag, 23. März 2010

Menschenskinnersnochmal

Der folgende Text ist in höchstem Maße verallgemeinernd und übertrieben. Das weiß ich und das ist beabsichtigt. Also bitte keine Kommentare wie: Das trifft aber sicher nicht auf jeden zu. So blöd bin ich nun auch wieder nicht.

Heute gibt es mal einen kleinen Frusteintrag. Schuld ist die Spezies Mensch und zwei Themen, die mir schon seit längerem immer wieder auf die Nerven gehen. Wenn man sie mal genauer betrachtet, ist sie nämlich trotz ihrer vermeintlichen Intelligenz doch ziemlich blöde. Oder sagen wir mal so, ich habe das Gefühl, sie wird immer dämlicher. Liegt es daran, dass es zu viele gibt?

Thema 1: Die Klage oder die Mündigkeit. Da ist der Mensch, der auf einem Weg ausrutscht, weil dort etwas Schlamm vom letzten Regen übrig geblieben ist. Was macht er? Er verklagt die Stadt, weil er nicht aufgepasst hat und sie die Wege sauber zu halten hat. Die „Und willst du nicht mein Bruder sein, dann würg ich dir ne Klage rein“-Mentalität. Haben die schon mal dran gedacht, für ihre Fehler, Unaufmerksamkeiten oder Blödheiten selber gerade zu stehen? Wenn ich gegen eine Glastür renne, verklage ich das Kaufhaus. Wenn ich mir am heißen Kaffee den Mund verbrenne, verklage ich das Restaurant. Und wenn meine Katze in der Waschmaschine beim Schleudergang das Zeitliche segnet, verklage ich wahlweise den Tierhändler, weil er mir nicht gesagt hat, dass sie das nicht aushält, oder den Waschmaschinenhersteller, weil er in seiner Gebrauchsanweisung nicht erwähnt hat, dass das Gerät schädlich für Katzen ist. Doch selbst wenn er es reingeschrieben haben sollte, hat er immer noch die Klagen der Mehrschweinchen-, Karnickel- und Mäusebesitzer am Hals. Ganz großes Kino. Waren die Menschen früher auch schon so unmündig? Haben sie schon immer nach dem Staat geschrien, als selber den Hintern hoch zu kriegen. Würde mich mal interessieren. Klar, gejammert wurde sicher auch in den vergangenen Jahrhunderten, aber war man auch schon so phlegmatisch und stur?

Thema 2: Die Ernährung oder die Perfektion des Lebens. Mittlerweile ist es eigentlich schon wieder egal, was ich esse, denn irgendwer hat es sicher für gut und richtig erklärt. Vielleicht nicht die DGE, aber es findet sich immer jemand. Kohlenhydrate sind wahlweise gut oder böse, genau wie Fett, Eiweiß oder einfach Fleisch. Rohkost und Vollkorn sind göttlich und es liegt sicher an meinem sturen Körper, dass ich regelrecht krank bin, wenn ich davon zu viel esse. Er kennt die Ernährungspyramide nämlich leider nicht und weigert sich beharrlich, Kohlenhydrate als Grundlage anzuerkennen und Rohkost für toll zu halten. Schade eigentlich. „Ich bin kerngesund, schlafe gut, habe Normalgewicht, fühle mich blendend, aber esse abends am Meisten und nicht morgens, wie man es tun sollte. Ist das schlecht?“ Die Menschen sind ernährungstechnisch mittlerweile so verunsichert, dass sie sich sogar dann den Kopf zerbrechen, wenn sie eigentlich gar keinen Grund dazu haben. Der Körper sacht einem schon, wenn man sich (für sich persönlich) schlecht ernährt. Er sagt es nicht immer gleich laut, sondern erst leise, aber er sagt es. Und wenn man nicht so damit beschäftigt wäre, Ernährungsratgeber zu lesen, irgendwelchen selbsternannten Gurus hinterher zu laufen oder ihn schlichtweg zu ignorieren, dann könnte man auch zeitnah darauf reagieren. Aber meist wartet man, bis er schreit. Und selbst dann wird selten auf ihn gehört. Warum haben wir denn so viele Ratgeber-Bücher? Weil wir nicht mehr selber entscheiden können, was wir brauchen und was uns gut tut. Und warum können wir das nicht selber entscheiden? Weil wissenschaftliche Erkenntnisse über persönlichem Empfinden stehen. Weil man „normal“ sein will. Weil man alles richtig machen will. Und über diesen Perfektionswahn kommt man in Stress, zu dem es dann wieder einen netten Ratgeber gibt. Alles muss heute durchdacht, ausgefeilt, perfekt und reibungslos sein. Was nicht funktioniert, ist kaputt, ist schlecht. Wenn ein Mensch sich nicht perfekt in seine 60-Stunden-Woche fügt, gar über Erschöpfung klagt, dann stimmt mit ihm was nicht. Er ist nicht funktionsfähig, nicht leistungsfähig genug. Was macht man? Am System zweifeln? Gott bewahre! Wir empfehlen ihm einen Ratgeber für Zeitmanagement und Stressbewältigung, schicken ihn zum Psychiater oder verschreiben ihm ein paar Pillen. Mittlerweile brauchen wir aber die Ernährungsexperten und Lebensratgeber, weil wir gar nicht mehr selber in der Lage sind, für unser Wohlbefinden Entscheidungen zu treffen. Und was das allergemeinste ist: Ich schließe mich da nicht aus.

1 Kommentar:

  1. Zum Thema Essen befolge ich ja am liebsten Michael Pollans drei Regeln:

    1. Eat food.
    2. Not too much.
    3. Mostly plants.

    Fertig. :-)

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