Dienstag, 2. Juni 2009

Nachtrag zu letztem Samstag

Ich hätte es nicht beschwören dürfen. Nun gut…

Samstag, 30-05-09

Das Universum lachte sich heute Morgen ins Fäustchen und nutze die Gelegenheit, dass ich mal wieder allein unterwegs war, um die Neonbeleuchtung meines Schildes anzuschmeißen. Nichts ahnend ging ich zur Straßenbahn. Es waren Linien angezeigt, die hier normalerweise nicht fahren. Gleisarbeiten. Umleitungen. Was soll’s. Ein sehr gepflegt aussehender Endvierziger betrat den Bahnsteig, schaute auf die Anzeige und zeigte panische Anwandlungen. An die Gleise, das Werbeplakat oder die Allgemeinheit gewandt fragte er, ob hier denn gar keine Züge fahren. Tja, und dann begann ich den kapitalen Fehler. Anstatt einfach die Klappe zu halten…

Ich: Doch, die haben nur Probleme wegen der Gleisarbeiten.

Er: Ich habe nie Probleme. Ich gehe Problemen aus dem Weg. Es gab bisher kein Problem, vor dem ich nicht weggelaufen bin.

Ich:


Er: Wenn es Probleme gibt, schiebe ich sie auf meinen Anwalt. Ich kommuniziere nicht mit Menschen. Ich delegiere, diszipliniere.

Ich:


Wir steigen in die gerade angekommene Bahn.

Ich: Klingt nach einem einsamen Leben.

Er: Oh nein! Ich bin mit meiner Lebensgefährtin seit 11 Jahren zusammen. Sie ist Richterin.
Geld und Dienstleistungen. Das ist alles, was ich will und was ich auch von anderen verlange. Menschen sind nur Mittel zum Zweck. Ich benutze sie nur.
Ich:


Er: Sie sind da anderer Meinung?

Ich: Durchaus. Ich finde eine solche Lebenseinstellung ziemlich erbärmlich.

Er: Ja, sie scheinen es anders zu sehen.

Er betrachtet meinen Rucksack.

Er: Mit dem Rucksack wollen Sie sicher noch eine Weltreise machen.

Ich: Ja, ich will heute mindestens noch nach Frankfurt.


Er nickt und verlässt die Bahn.

Ich:


Ich setze mich auf einen 4erplatz. An der nächsten Haltestelle setzt sich ein etwas abgerissener, korpulenter Typ auf den Platz mir gegenüber und stellt zwei Plastiktüten neben sich. An meiner Seite nimmt ein verwirrt aussehender Kerl platz, der sich die ganze Fahrt den Dreck unter den Fingernägeln hervor pult.


Nach ein paar Haltestelle steht mein Gegenüber auf, dreht sich um, bückt sich zu seinen Tüten und … streckt mir seinen halb entblößten Hintern entgegen.


Der Rest des Tages verlief eigentlich recht gut. Ich blieb bei einer Bekannten hängen, die an einem Stand auf dem Gartenfest arbeitete. Ich saß kaum eine Minute auf dem Sofa, da schmiss sich Hedwig auf meinen Schoß.


Eine Frau fragte, ob sie den Hund mal streicheln dürfte. Ich zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass sie ein sehr zutraulicher Hund wäre, denn schließlich kannten wir uns zu dem Zeitpunkt erst gute 15 Minuten und es hatte noch keine nennenswerten Konflikte gegeben.

Ich entdeckte an einem Stand unter der Rubrik „Dinge, die mich nicht vorm Hungertod retten“ dieses hier:


Ja, es war ein ... interessanter Tag.

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