War natürlich, wie auch schon zu Schulzeiten im Kunstunterricht, viel zu schnell mit den einzelnen Arbeitsschritten fertig und musste dauernd für die anderen Dinge vorbereiten. So hatte ich aber auch viel Zeit bei meiner Nachbarin zuzuschauen. Sie hat nämlich kein Buch, sondern Schachteln gemacht. Traumhaft schöne Schachteln, die ich bei Gelegenheit™ zu Hause nachmachen werde. Dafür braucht man nämlich nicht so viel Zeug wie fürs Buchbinden. Das Papier haben wir natürlich auch selbst marmoriert. Das ist eine unglaublich spannende Angelegenheit, weil man nie sagen kann, wie es wird. Aber letztendlich ist jedes auf seine Weise schön.
Die Gruppe war insgesamt sehr nett. Ich war das Nesthäkchen (wie immer). Bis auf eine waren alle zwischen 40 und 71. Aber hey, von denen kann man noch echt was lernen. Ich liebe es, mich mit älteren Menschen zu unterhalten (also besonders alle die mindestens 20 Jahre über mir liegen). Gerade jetzt ist wieder so eine Zeit, in der ich mir manchmal die Coolness des Alters wünsche. Diese Frauen wissen, was sie wollen, was sie können, wer sie sind. Sie meinten einstimmig, dass das Leben erst ab 30 so richtig Spaß macht. Weil Frau dann einfach mehr in sich ruht, selbstbewusster auftritt etc. Es wäre jetzt natürlich nett, aber ebenso sinnlos, mir ein Beispiel an ihnen zu nehmen, denn dass sie so sind, wie sie sind, liegt eben an den Jahren, die sie mir voraus haben. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass ich auch mal so im Leben stehe, wie sie. Ganz besonders nicht wie die 71jährige Kursleiterin, die für meinen Geschmack schon fast ein wenig zu überzeugt von sich war (sie ist aber trotzdem total nett). Aber so ein ganz klein wenig mehr Durchblick wäre manchmal schon nicht schlecht. Naja, da muss ich mich wohl noch in Geduld üben. Außerdem haben auch solche Damen nicht immer alles im Griff. Sie gehen nur anders mit den Dingen um, die sie nicht im Griff haben
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