Dienstag, 16. Dezember 2008

Türchen Nr. 16

of sailboat & sunset...

Bild von MalNino



Und dann?

Ein Fischer sitzt am Strand und blickt auf das Meer, nachdem er die Ernte seiner mühseligen Ausfahrt auf den Markt gebracht hat. Warum er nicht einen Kredit aufnehme, fragt ihn ein Tourist. Dann könne er einen Motor kaufen und das Doppelte fangen. Das brächte ihm Geld für einen Kutter und einen zweiten Mann ein. Zweimal täglich auf Fang gehen, heiße das Vierfache zu verdienen. Warum er eigentlich herumtrödle. Auch ein dritter Kutter wäre zu beschaffen; das Meer könnte viel besser ausgenutzt werden, ein Stand auf dem Markt, Angestellte, ein Fischrestaurant eine Konservenfabrik - dem Touristen leuchten die Augen.
„Und dann?“ unterbricht ihn der Fischer.
„Dann brauchen sie gar nichts mehr zu tun. Dann können sie den ganzen Tag sitzen und glücklich auf ihr Meer hinausblicken!“
„Aber das tue ich doch jetzt schon“, sagt der Fischer.

Heinrich Böll


Ich finde, an dieser Geschichte ist viel Wahres dran. Die Menschen glauben oft, daß ausschließlich mit viel etwas erreicht werden kann und nicht mit weniger. Hauptsache immer besser, toller, größer. Nein, wie mich diese Mentalität manchmal annervt. Darum mag ich diese Geschichte so gerne. Weil sie einfach mal fragt, warum.

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