Donnerstag, 2. Januar 2014

Konsum und solche Dinge

In letzter Zeit begegneten mir immer wieder die Themen Konsum, Besitz, Habgier usw. Einige Videoblogger hatten sich überlegt, drei Monate eine Shoppingdiät zu machen und jeden Monat nur ein Teil (Klamotten) zu kaufen. Hier ist eines der Eingangsvideos. Ich muss aber gestehen, dass das Video über ihren ausgemisteten Kleiderschrank das Ganze in meinen Augen etwas … wie soll ich das sagen, ohne dass es herablassend klingt? … scheinheilig aussehen lässt. Mein erster Gedanke war: „Wenn ich so viele Klamotten hätte, bräuchte ich (mindestens) drei Monate lang gar nichts mehr zu kaufen!“. Aber realistisch betrachtet ist ja egal wie viel man schon hat. Es geht ja darum, seine eigenes „immer mehr haben wollen“ zu bezwingen. Und das ist unabhängig von der Ausgangslage. Oder ist es sogar stärker, je mehr man sowieso schon hat? Kommt mir manchmal so vor. Sie hat beobachtet, dass sie viel bewusster darüber nachgedacht hat, was sie wirklich braucht. Ein weiterer Trick soll wohl auch sein, alles was man meint unbedingt haben zu wollen, mindestens 30 Tage zu schieben. Wenn man es dann immer noch haben will, dann ist es halt so. Ich müsste bei einigen Dingen die Spanne erhöhen, weil bei mir der „Rausch“ länger anhält. Ich bin furchtbar anfällig für Impulskäufe, die sich aber in 80% der Fälle als Fehler heraus stellen.

Dann gab es noch eine Reihe auf einsfestival, die ich sehr interessant fand. Sie hieß „Gewissensbisse“ und drehte sich um die 7 Todsünden und welche Bedeutung sie heute noch haben. Sie sind im Moment noch in der Mediathek. Da hat mich auch wieder die Folge mit der Habgier sehr zum Nachdenken gebracht. Beeindruckend fand ich den Typ, der in Geldstreik getreten ist und von den Abfallprodukten der Gesellschaft lebt, von denen es erschreckend viele gibt. Teilweise versuche ich mich auch daran und kaufe möglichst viel Second Hand. Aber immer kriege ich es nicht hin. Ich finde es einfach doof, wenn für mich neu produziert werden muss, obwohl eigentlich noch Unmengen im Umlauf sind. Das ist doch bescheuert. Und es ist ja nicht mal so, dass das dann alles viel schlechter ist. Ein Buch kann ich doch auch lesen, wenn es schon jemand anderes gelesen hat. Wenn man sich die schicke Sammlerausgabe ins Regal stellen will, ist das natürlich was anderes, aber wenn es nur um den Inhalt geht, brauche ich doch nicht (dauerhaft) zu besitzen. Bei vielen Klamotten ist es mir ebenfalls egal, ob das schon mal jemand an gehabt hat. Es ist ja gewaschen. Was soll passieren? Werde mich sicher nicht mit Aidskrebs anstecken. Aber irgendwie kommt dann doch manchmal das Gefühl, dass ich etwas Neues haben will. Als ob es einen größeren Wert hätte. Als ob es gar nicht um die Funktion, den Nutzen der Sache ankommt, die man haben will, sondern auf das Erbeuten einer Sache, die vorher kein anderer hatte. Ich muss aber dazu sagen, dass ich nicht gerne sammle und sehr gegen meine Sammeltendenzen angehe. In einigen Bereichen erlaube ich sie mir (bei Enten zum Beispiel ;-)) aber allgemein möchte ich nicht sinnlos sammeln. Darum bin ich auch Büchereileser. Ich versuche mir Bücher nur dann zu kaufen, wenn ich sie mehr als ein Mal lesen werde. Leihe sie mir also meist erst von irgendwo und kaufe sie mir bei Bedarf später. Geht aber leider nicht immer.


Dazu kommt noch die langsam wieder aufkeimende Lust auszumisten, die sich bei mir immer vor Umzügen einstellt. Und natürlich auch das Sparen für das Haus und die anstehenden Renovierungsarbeiten. Dadurch frage ich mich jetzt auch bei vielen Dingen die ich haben will „Muss das sein?“. Ich empfinde dieses permanente „Haben wollen“ in letzter Zeit oft als Belastung. Ich mag es nicht, immer etwas zu wollen. Vielleicht auch neidisch zu sein, weil andere etwas haben. Ich finde nicht, dass es eine Bereicherung ist, mir eigentlich vieles leisten zu können. Es fühlt sich eher so an, als ob die Dinge meinen Alltag zu müllen. Egal ob sie schon da, also gekauft sind, oder nicht. Sie haben in meinen Augen eine zu große Präsenz und vergeuden Zeit, Geld und Platz. Was ist an den Dingen so großartig, dass ich ihnen einen so großen Platz in meinem Leben einräume? Was geben sie mir, dass ich meine, so viele meiner Gedanken an sie abzutreten? Klar, manchmal frage ich mich auch, warum ich mich künstlich beschränken sollte und nicht einfach genieße. Aber ich möchte wissen, dass es geht. Dass ich nicht kaufen muss (Lebensmittel und solche Dinge ausgenommen). Als ob man hin und wieder mal gar keinen Alkohol mehr trinkt, nix Süßes mehr isst, nur um zu schauen, ob man auch noch ohne kann. Ob man noch konsumiert, oder im Grunde schon konsumiert wird. Und ob ich tatsächlich genieße, wenn ich einfach unreflektiert kaufe, das wage ich zu bezweifeln. Für mich hat das nichts mit Genuss zu tun, denn Genuss ist etwas sehr Bewusstes. Gerade wenn ich wenig Zeit habe, kaufe ich mir Entspannung. Geht schön schnell und ist unkompliziert. Bravo. Je mehr ich das tue, desto leerer kommt mir mein Alltag vor. Denn meist erinnere ich mich im Rückblick an schöne Erlebnisse und nicht an Dinge, die ich gekauft habe. Bei allen unnützen Käufen hält die Freude eh nicht lange an. Eine Woche später und der ganze Kram ist normal und langweilig geworden. Ein Jahr später überlege ich, ob ich es verschenke, verkaufe, wegschmeiße, weil es mir den Platz wegnimmt. Ich merke dass immer nach dem Ausmisten. Je leerer ein Raum ist, desto mehr Lust habe ich etwas zu tun. Vor allem etwas Produktives, Schaffendes, Aktives und nicht nur rum zu sitzen und passiv auf Fernseher oder Monitor zu starren. Platz und „Dinglosigkeit“ sind für mich wie eine Befreiung. Es schafft auch in meinem Kopf Platz. Ich mag es, wenn irgendwo etwas steht oder liegt, weil ich möchte, dass es sich dort befindet. Weil ich möchte, dass ich es habe. Nicht weil ich nicht weiß wohin damit und eigentlich auch gar nichts damit anfangen kann, es vielleicht seit mehreren Jahren nicht mehr wirklich benutzt habe. Davon habe ich noch ne ganze Menge. Aber der letzte Umzug hat das Ganze schon sehr dezimiert und dieser wird noch mehr dazu beitragen. Ich werde nur wenig wegschmeißen, denn das Meiste ist noch gut. Bücher setze ich bei Tauschticket rein oder gebe sie an die Tafel. Bei Klamotten muss ich schauen. Da kommt in mir ein bisschen der Geizhals durch. Schließlich habe ich Geld dafür bezahlt. Daher könnte es sein, dass ich versuche sie zu verkaufen. Oder sie landen ebenfalls bei der Tafel. Mal schauen. Viele der Bücher habe ich eh nur für ein paar Euro gebraucht gekauft, daher tut es nicht so weh sie einfach weg zu geben. Hm, oder ich bringe den ganzen Kram zur nächsten Pampa mit und verschenke ihn dort ... auch ne Möglichkeit.

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